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A Long Way Down

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Es geht mir nicht gut, aber ich habe viel vor heute und dachte mir, ich sortiere mich davor ein wenig. Dafür muss ich über die auf mir liegende Katze hinweg operieren und meinen Buckel umso hingebungsvoller pflegen, aber so sei es.

Morgen ist Bastis Geburtstag, und da er heute in Konstanz ist, kann ich diverse Vorkehrungen wie Kuchenbacken, Aufräumen sowie das Anfertigen und Verpacken von Geschenken in aller Seelenruhe treffen. Es ist das erste Mal seit Wochen, dass ich allein bin. Basti sagt zwar, ich könne ihm jederzeit sagen, er solle mich in Ruhe lassen, aber natürlich funktioniert das so nicht; ich finde nicht zu mir, wenn er im Nebenzimmer am Zocken ist, und ebenso wenig, wenn er für ein paar Stunden das Haus verlässt (die ich damit verbringe, mich von dem ganzen Zusammensein zu erholen, als wäre es die fürchterlichste Anstrengung gewesen). Das alte Problem – ich habe noch immer nicht gelernt, wie man in Gegenwart anderer Menschen sein eigenes Ding macht. Vielleicht wäre es einfacher, wenn ich wüsste, was mein eigenes Ding überhaupt ist. Womit wir beim Kernproblem angelangt wären, aber das möchte ich – wieder mal – an dieser Stelle nicht weiter diskutieren.

Ich habe gestern Abend viele Stunden mit der Lektüre meines Macrocarp-Tagebuchs verbracht und dabei festgestellt, dass ich wirklich generell lange brauche, um in der Realität anzukommen. Gleichzeitig aber auch, dass der Weg, den ich von meinem Ursprungsplaneten dorthin zurückzulegen habe, nicht unbedingt der kürzeste ist. Ich bin gespannt, ob ein Leben ausreicht, um die Strecke in ihrer Gesamtheit zurückzulegen. Manchmal fürchte ich, dass es nicht reicht und ich zwischen den Welten gefangen bleibe. Manchmal bin ich mir dessen sicher. Dann wünsche ich mir den Mut, der vermeintlichen Tatsache ins Auge zu sehen und diesem Himmelfahrtsunterfangen durch einfaches Verschwinden ein Ende zu bereiten, und dann scheitert es wieder daran, dass ich da, wo ich hinsoll, schon Menschen kenne, die geduldig auf mich warten oder – was wahrscheinlicher ist – denken, ich sei bereits ganz da.

Wie auch immer, ich muss in die Stadt fahren, um Wein zu kaufen für Bastis Kuchen, denn er hat mir bei der Kuchenauswahl freie Wahl gewährt und der Rotweinkuchen nach unserem Familienrezept zählt zu meinen All-Time-Favorites. Ganz anders als das widerliche Stück Fertigtorte, das ich mir zum Frühstück einverleibt habe und dessen Schwestern noch in zahlreicher Ausführung freudig im Kühlschrank erwarten, zeitnah von mir verzehrt zu werden, weil ich schließlich die Dumme war, die neulich bei ihrem Anblick in der Tonne vor Freude fast ausflippte und sie alle mitnahm. Konnte ich ahnen, dass sie aus reinem Zucker bestehen und ansonsten mit keinerlei Geschmack aufwarten? Vermutlich. Oh well.

Wenn ich wiederkomme, werde ich also Wein haben (und, wenn alles gut geht, noch ein-zwei Döschen stückige Tomaten). Dann kann ich duschen und meine Haare färben, im Anschluss dann backen und die Tasche für Bastis neues Handy nähen. Dabei oder danach mit Caro telefonieren – nochmal verschiebe ich das nicht, zumal es weitere Wochen dauern kann, bis ich es wieder schaffe. Im Schlafzimmer sollte weiter aufgeräumt werden. Von Pan haben wir eine Kommode bekommen, die nun anstelle der potthässlichen Büromöbel aus R’s letzter Konstanzer Wohnung (naja, der letzten vor unserem Wegzug) die Schlafzimmerwand ziert; leider stehen die besagten alten Schränke noch mitten im Raum. Ebay-Zeug gibt’s noch zu machen, ich habe eine der neulich containerten originalverpackten Deutschlandflaggen für einen Euro verkauft (wie neulich schon eines der gleichzeitig gefundenen Malen-nach-Zahlen-Heftchen, jenes sogar für 2 Euro. Hach ja, die kleinen Freuden des Lebens).

Die Katze – mittlerweile dann doch durch den Laptop von meinen Beinen vertrieben – schaut mich erwartungsvoll an. Das ist ihr gutes Recht, denn ich sollte ihr schleunigst das Futter rausstellen. Und mich dann – schließlich ist der Tag nicht ewig lang – an die Arbeit machen.

Memories

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Irgendwie war mein Leben ergreifender, als ich mich noch mehr mit Dingen konfrontiert habe. Ich sollte damit wieder anfangen. Selbiges erzählte ich gestern Abend auch R und kam aus heiterem Himmel darauf, mir mal Holzrosensamen zuzulegen. Die sollten doch helfen. Ich komme mit dieser Konfrontationsunwilligkeit und dem damit verbunden sinnlosen Vormichhinexistieren nicht mehr klar. So ändert sich ja nie was bei mir.

Es schüttet aus Kübeln draußen, den Großteil des Tages schon, mit einer Stunde Pause gegen fünf. Außerdem schüttet es in Kübel; ich war eben nochmal draußen, um die Eimer umzuverteilen, während ich mit R telefonierte, der mich fragte, ob es klüger sei, das Fahrrad in der Arbeit stehen zu lassen und den Bus zu nehmen. Bei ihnen unten würde es nur ein bisschen tröpfeln, aber er würde ja den Horizont in unserer Richtung sehen. Gut, dass er anrief; ich wäre nichtmal darauf gekommen, ihm bescheidzusagen, weil ich dadurch, dass ich kein Semesterticket mehr besitze, diese Möglichkeit des Trockenbleibens immer ganz vergesse.

Aber was bin ich froh über diese Sintflut. Eine meiner Azorenpflanzen ist seit gestern am Blühen, die zweite kurz davor, und es sieht so wunderbar aus, wie das tropisch herabprasselnde Wasser von ihren Blättern abperlt. Sie fühlen sich hoffentlich richtig zu Hause.

Ich habe heute, wie schon ganz lange nicht mehr, damit verbracht, einen Teil meiner hier dokumentierten Vergangenheit durchzulesen. Es war gut, dass ich das getan habe; auf diese Art konnte ich feststellen, dass ich zwischen 2010 und heute in der Tat ein paar elementare Entwicklungsschritte vollziehen konnte.

Weiterhin habe ich, dem Vorhaben eines 2012er Eintrags gemäß, mich motiviert gefühlt, tatsächlich mal „Eberybody“s Changing“ von Keane auf der Gitarre durchzuspielen. Nun kann ich das also auch mal. Und ich habe mich an den Moment erinnert, in dem ich in Costa Rica vor dem Computer saß und „You Be Tails, I’ll Be Sonic“ zum ersten Mal gehört habe. Und an ganz viele andere Momente auch.

Nun erfordert aber das nahende Ende des Tages meine Rückkehr in die Gegenwart. Ich habe mir vorgenommen, die Putenkeule zuzubereiten, die ich letzte Woche mit Yannick containert habe. Ich habe so etwas noch nie getan und hoffe nur, dass es nicht so lange dauert, wie ich es gerade befürchte. Nachher fahre ich nämlich schon wieder los, weil Yannick danach über eine Woche im Urlaub ist (schon wieder – oh, gesegnetes Informatikerdasein; irgendwann wird es R auch mal so ergehen) und er mich für heute Abend nochmal auf eine Schatzsuche eingeladen hat.

Von demher: bis bald.