Was für ein Tag.
Kepa bietet mir an, mietfrei auf seinem Baserri zu wohnen, und verkünstelt sich anschließend dichtenderweise an der nunmehr callcenterjobgeprägten Realität des „talentierten Mr. R“. Das Gedicht mutete leicht zynisch an und hätte R vermutlich ein weniger gutes Gefühl vermittelt als mir seinerzeit das Kompostgedicht. Das zusammen mit ein-zwei-drei weiteren Bemerkungen legt die Vermutung nahe, dass seine Sympathien R gegenüber nur beschränkt vorhanden sind. Im Gegensatz zu mir würde er, ever the good sport, allerdings nicht auf die Idee kommen, das offen zu verkünden. Oben erwähnter Stichelei zum Trotz war ich von der darin enthaltenen Filmreferenz ziemlich begeistert. Tatsächlich fiel mir daraufhin auf einmal mit voller Wucht wieder ein, dass der Talented Mr. Ripley ein verdammt guter Film war, den man mal wieder gucken sollte.
Davon ab erwies sich Kepa als wunderbarer Handyvertragsvertreter im fehlgeleiteten Körper eines Juristen (gibt es da Umwandlungs-OPs, die man vollziehen könnte? Vermutlich; es dürfte sich „Umschulung“ nennen) und erleichterte so meinen Eltern die Suche nach meinem Weihnachtsgeschenk. Ich habe nämlich meine Mutter darauf angesetzt, für zuch zu Weihnachten die Recherche für diesen Smartphone-Kram zu erledigen, denn während meine Mutter sehr gut recherchieren kann, bin ich dafür einfach nur ungeeignet, gerade wenn es um etwas geht, das ich nichtmal wirklich haben will. Verdammtes 21. Jahrhundert, dessen alleiniges Anliegen es ist, mich einzuholen und zu foltern.
Dann war ich in Mannheim, habe zwar keine von R’s Kollegen, dafür aber eine seiner Mannheimer Genossinnen kennengelernt und eine schöne Zeit in einer sehr anheimelnden Bar verbracht, in der man für recht wenig Geld eine unfassbare Menge Pommes und einen veganen Burger bekam. Es war so halb geplant gewesen, dass ich mit übernachten würde (R bleibt gleich da, weil er morgen dort einen Vortrag hält), aber ich bin dann doch lieber nach Hause abgedampft. Dann wollte ich zwar eigentlich schlafen, andererseits aber auch zocken, also tat ich Letzteres und verschob Ersteres und blieb dann wie in alten Zeiten ewig vor dem Computer hängen, bis… jetzt.
Naja, und vielleicht erwähnenswert wäre noch das Gespräch mit Oma; als ich ihr nämlich erzählte, dass ich noch einen Schrank zu verrücken habe, erwiderte sie, dass ihre (offenbar mit mir verwandte) Mutter gefühlt alle drei Minuten ihre Möbel verrücken musste („Wenn ich aus der Schule kam, wusste ich nie, wo die Schränke stehen“) – und sich dabei mit einer Speckschwarte behalf, die sie unter die schweren Kaliber legte, sodass diese sich mühelos durch die Wohnung bewegen ließen. Meine Reaktion auf diesen für Oma höchst untypischen Ratschlag belief sich zwar im Grunde auf „Wie soll ich denn um Himmels Willen an ne Speckschwarte kommen?“, aber ich fürchte, sowohl R als auch ich selbst sind, von unserem Containertarier- bzw Veganertum mal ganz abgesehen, dafür dann doch nicht hart genug.
Und jetzt wird geschlafen. Nicht zu lange, um den Schrank (auf welchem fleischlosen Untergrund auch immer) nachher vielleicht schon verrückt zu haben, wenn R heimkommt, und ihm zumindest den Teil der Mühen zu ersparen.