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Im Sack, am Sack, um den Sack herum

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Was für ein Tag.

Kepa bietet mir an, mietfrei auf seinem Baserri zu wohnen, und verkünstelt sich anschließend dichtenderweise an der nunmehr callcenterjobgeprägten Realität des „talentierten Mr. R“. Das Gedicht mutete leicht zynisch an und hätte R vermutlich ein weniger gutes Gefühl vermittelt als mir seinerzeit das Kompostgedicht. Das zusammen mit ein-zwei-drei weiteren Bemerkungen legt die Vermutung nahe, dass seine Sympathien R gegenüber nur beschränkt vorhanden sind. Im Gegensatz zu mir würde er, ever the good sport, allerdings nicht auf die Idee kommen, das offen zu verkünden. Oben erwähnter Stichelei zum Trotz war ich von der darin enthaltenen Filmreferenz ziemlich begeistert. Tatsächlich fiel mir daraufhin auf einmal mit voller Wucht wieder ein, dass der Talented Mr. Ripley ein verdammt guter Film war, den man mal wieder gucken sollte.

Davon ab erwies sich Kepa als wunderbarer Handyvertragsvertreter im fehlgeleiteten Körper eines Juristen (gibt es da Umwandlungs-OPs, die man vollziehen könnte? Vermutlich; es dürfte sich „Umschulung“ nennen) und erleichterte so meinen Eltern die Suche nach meinem Weihnachtsgeschenk. Ich habe nämlich meine Mutter darauf angesetzt, für zuch zu Weihnachten die Recherche für diesen Smartphone-Kram zu erledigen, denn während meine Mutter sehr gut recherchieren kann, bin ich dafür einfach nur ungeeignet, gerade wenn es um etwas geht, das ich nichtmal wirklich haben will. Verdammtes 21. Jahrhundert, dessen alleiniges Anliegen es ist, mich einzuholen und zu foltern.

Dann war ich in Mannheim, habe zwar keine von R’s Kollegen, dafür aber eine seiner Mannheimer Genossinnen kennengelernt und eine schöne Zeit in einer sehr anheimelnden Bar verbracht, in der man für recht wenig Geld eine unfassbare Menge Pommes und einen veganen Burger bekam. Es war so halb geplant gewesen, dass ich mit übernachten würde (R bleibt gleich da, weil er morgen dort einen Vortrag hält), aber ich bin dann doch lieber nach Hause abgedampft. Dann wollte ich zwar eigentlich schlafen, andererseits aber auch zocken, also tat ich Letzteres und verschob Ersteres und blieb dann wie in alten Zeiten ewig vor dem Computer hängen, bis… jetzt.

Naja, und vielleicht erwähnenswert wäre noch das Gespräch mit Oma; als ich ihr nämlich erzählte, dass ich noch einen Schrank zu verrücken habe, erwiderte sie, dass ihre (offenbar mit mir verwandte) Mutter gefühlt alle drei Minuten ihre Möbel verrücken musste („Wenn ich aus der Schule kam, wusste ich nie, wo die Schränke stehen“) – und sich dabei mit einer Speckschwarte behalf, die sie unter die schweren Kaliber legte, sodass diese sich mühelos durch die Wohnung bewegen ließen. Meine Reaktion auf diesen für Oma höchst untypischen Ratschlag belief sich zwar im Grunde auf „Wie soll ich denn um Himmels Willen an ne Speckschwarte kommen?“, aber ich fürchte, sowohl R als auch ich selbst sind, von unserem Containertarier- bzw Veganertum mal ganz abgesehen, dafür dann doch nicht hart genug.

Und jetzt wird geschlafen. Nicht zu lange, um den Schrank (auf welchem fleischlosen Untergrund auch immer) nachher vielleicht schon verrückt zu haben, wenn R heimkommt, und ihm zumindest den Teil der Mühen zu ersparen.

Schon dunkel.

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So, Sonntagnachmittag. Alles an schönen Dingen erlebt und unliebsamen Tätigkeiten erledigt, das mir nur unterkommen konte an diesem Wochenende, inklusive Haushaltsauflösung mit Basti (wo wir mal wieder für ein „junges Pärle“ gehalten und unsere Familienplanung vor unseren Augen für uns entschieden wurde), einem Ausflug ins Industriegebiet (zu dem mich Basti überredete und welcher uns eine überaus erfolgreiche Container-Ausbeute einbrachte), Regallackieren mit der containerten Sprühfarbe, Essen im Maharani mit meinen Eltern und zwei guten Freunden von ihnen, die ich Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte (sowie natürlich Basti, dem ich irgendwie etwas Gutes tun wollte, nachdem er mich den ganzen Tag lang so effektiv vom Nichtstun abgehalten und dabei meine (hoffentlich) PMS-bedingten Launen so gutmütig wie eh und je ertragen hatte), viel Alkohol und Minesweeper bei mir zu Hause (Basti musste Windows XP auf einem Laptop einrichten, den Niklas auf dem Sperrmüll gefunden hatte), Badputzen, Staubsaugen, 5-kg-unglaublicherweise-noch-funktionierender-Schlagsahne-in-Gläser-Umfüllaktion, CD-Aussortieren, Argiak und all seinen Nebenwirkungen in seit Ewigkeiten nicht mehr erfahrener Ausprägung. All das und noch mehr.

Ich habe mich bisher diszipliniert davon abgehalten, R anzurufen und mich zu erkundigen, wann er zurückkommt, auch wenn er vorhatte, mir diesbezüglich gestern bescheidzusagen, und ich mittlerweile gefühlt alle fünf Minuten Lust hätte, es doch zu tun. Es würde vermutlich (objektiv gesehen) keinen Unterschied machen, ob ich es nun weiß oder nicht, außer vielleicht, dass ich den Schlüssel rauslegen würde, falls es diese Nacht oder morgen ist, oder eben nicht, falls es heute Abend ist, und entsprechend viel oder wenig oder überhaupt zu Essen machen und darauf achten oder eben nicht, dass keine Rote Bete drin ist. (Und da wären wir wieder.)

Jetzt wäre der Moment, sich hinzusetzen und zu arbeiten. Argh.

Too many plan(t)s, too little time.

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So. In zwei Stunden bin ich auf dem Weg in die Uni. Heute gehe ich zum Neuro-Tutorium; ich schaff‘ das, ich mache es wirklich. Jawoll.

R ist in seiner Wohnung und redet mit seinem Kollegen aus der Flüchtlingshilfe, nachdem er letzten Freitag keinen Nerv auf TeKo hatte. Wir hatten Donnerstag Abend gegrillt und es wurde etwas später (wunderbarer Abend, auch wenn von meinen Eingeladenen außer Rini niemand auftauchte – das hat vollkommen gereicht; mit ihr und Basti zusammen hatte ich eine wundervolle Zeit und es hätte noch besser gar nicht werden können).

Ich freue mich auf Freitag, da macht R Lasagne bei sich zu Hause und ich lerne tatsächlich mal die Wohnung kennen. Dann gehe ich einfach nachmittags schon hin und gewöhne mich ein bisschen ein. Eigentlich sollte ich jede Minute mit Neuro verbringen. Aber vorhin wurde ich auch noch von einer Foodsharingbekannten zu ihrem Geburtstag am Wochenende eingeladen und ich muss hin; Manu ist so eine unglaublich Liebe. Plus, sie war auf meiner und Trudis Einweihungsfeier und hat mein Olivenbrot in den allerhöchsten Tönen gelobt. Noch Wochen später! Ich fühle mich ihr verpflichtet.

Das Wetter ist umwerfend. Im wahrsten Sinne. Wenn das meinen Tomaten und den kleinen Melonenpflanzen mal nicht gefällt. Basilikum pikiert habe ich auch gestern Abend. Es ist noch so viel mehr zum Pikieren da, aber mir gehen die Töpfe aus. Ich freue mich so arg auf das ganze Basilikum. Und die Melonen. Wie gespannt ich einfach bin, ob irgendeine der Pflänzchen es schafft, dieses Jahr noch eine Frucht zu produzieren. Und dann sind hier die ganzen Paprikakeimlinge, der Ingwer, die Süßkartoffel und der Senf. Und die random Sprosse, bei der ich nicht weiß, was rauskommt.

Nach der Uni muss ich zu Elli. Nach Elli muss ich zur Wegwarte. Und nach der Wegwarte gehe ich Billard spielen, weil R es nunmal so sehr liebt und ich das Gefühl habe, ihm auch mal wieder in irgendwas entgegenkommen zu müssen. Also wird Geld ausgegeben und Bier getrunken und Billard gespielt. Vielleicht kommen ja Trudi und Basti mit, das wär‘ doch schön. Ich frag sie gleich mal.

Edit: Wie’s aussieht, hab‘ ich zumindest bis 22 Uhr Zeit, mein Gewissen zufriedenzustellen und ein bisschen was zu lernen; R rief grad an und verkündete seine heutige Teilnahme an so einer Flüchtlingsdingsveranstaltung, bei der er was verteilen wird (dass er Flyerverteilungsspezialist ist, ist ja schon ohne Schwierigkeiten von der Tatsache abzuleiten, dass wir uns kennenlernten, indem er mir einen davon in die Hand drückte. Gegen TTIP, man erinnere sich), sodass ich jetzt froh bin, dass Basti morgen Spätschicht hat, sonst hätte er bestimmt keine Lust mehr gehabt mitzukommen um die Uhrzeit.

Wunder, oh Wunder.

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So. Caro ist weg, R ist weg, ich geh‘ arbeiten. Rede heute Abend mit Laura, die mich gefragt hatte, ob ich Lust hätte, spontan vom 2. bis 6. irgendwo hinzufahren. Und mit Caro, bevor die morgen nach Portugal entfleucht. Unwirklich. Sonntag bin ich dann wohl in München; R schien für seine Abreise vorhin einen ähnlichen Grad an Begeisterung aufzuweisen wie ich, und mir passt es super in den Kram, schonmal ein Stück weiter oben zu sein, wenn ich ab dem 2. eh mit Laura unterwegs bin. Von München aus bin ich im Zweifel schneller da, egal wo es uns am Ende hinverschlägt.

Es wird jedes Mal schlimmer mit diesem Kerl, oder eher damit, ihn wieder weggehen zu lassen.
Ein einziges Rätsel, das alles. Ich habe im Lauf der letzten Tage noch einige der skurrilen, einzigartigen, bemerkenswerten Gestalten kennengelernt, die er in dieser Stadt zu seinen Freunden zählt, und frage mich wieder einmal, wie um alles in der Welt ich da reinpasse. Ich bin dieser formlose Mensch zwischen all den herrlichen Ecken und Kanten und Mustern und Farben. Aber ich werd‘ mich nicht beschweren; wenn er meint, ich kann da mithalten, dann ist dem offenbar so. Auch wenn ich mal wieder nicht die geringste Ahnung habe, wie ich das mache. Und dann ist er derjenige, der singt, „es gibt doch sooo viele Männer.. Warum gerade ich, frag ich mich“ – frei nach Funny van Dannen. Versteh einer diese Welt.

Ach, ich hab‘ so keine Lust, arbeiten zu gehen. Argh. Ich bin müde wie Teufel. Die letzte Woche war einfach nur wunderschön. Genau wie die davor. Und Caro geht es besser.
ABER ICH BIN SO MÜDE. Ich pack‘ niemals acht Stunden Arbeit heute. Trudi verkündet mir, dass man beim Kaufland jetzt Jamie-Oliver-Grillsachen für seine Treuepunkte bekommt. Ich bin davon nur mäßig beeindruckt, was vermutlich verständlich ist, wenn man bedenkt, dass ich in diesem Leben hoffentlich nie mehr dazu kommen werde, eine derart horrende Menge an Kaufland-Treuepunkten anzusammeln, dass ich sie gegen Jamie-Oliver-Grillsachen eintauschen könnte.

Ach Fuck. Which reminds me, ich muss noch beim Großhandel vorbeifahren, um für Basti das Tomatensuppenpulver einzusammeln, welches er gestern dort gesehen und dann aber keine Kapazitäten hatte mitzunehmen. Shiiit, ich muss mich fertigmachen. ICH BIN DOCH SO UNGLAUBLICH MÜDE.

Mein Zimmer sieht aus wie Sau. Naja, es könnte schlimmer sein, aber dass ich vor drei Tagen hier Großputz veranstaltet habe, glaubt mir bei dem Anblick definitiv niemand. Caro vielleicht, die dabeiwar. Sonst womöglich noch Kepa, dem das Vermüllungsgesetz ja auch zur Genüge bekannt ist. Mit dem sollte ich auch die Tage mal reden; jetzt ist er zwar erstmal in Köln, aber irgendwann muss ich doch auch mal Details über Namibia erfahren. Meine Namibia-Reise, die er letztendlich ohne mich unternommen hat. Während ich überglücklich zu Hause hing. Ein Hoch auf abstruse Zufälle.

Installiere nicht die neueste Version des Adobe Flash Players. Der ist nicht sicher, wurde mir gesagt. Von einem vierzehnjährigen Hacker.

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Jetzt sitze ich also hier in Oldesloe vor meinem Rechner. JO sitzt neben mir, vor ihrem eigenen Rechner. So sind wir.

Ich bin heute hochgradig zufrieden mit meinem Leben.

Gleich sehe ich Nicole wieder. Anderthalb Jahre ist es her. Ich freue mich.

Basti, Sarah und Peruaner-Pedro kommen morgen.

Ich muss aufs Klo.

Caro kommt mich am 20. unten besuchen, bevor sie nach Portugal auswandert. Sie ist sich gerade unschlüssig, wie sie sich diesbezüglich fühlen sollte, und fühlt daher erstmal gar nichts, was sie wiederum beunruhigt. Aber ich hoffe (und habe ihr mehrfach versichert), dass sich das in absehbarer Zeit ändert.

Sonne scheint.

Ich vermisse R und bin gleichzeitig wie eh und je überfordert mit der Gesamtsituation, aber andererseits bin ich gerade ziemlich abgeklärt und einfach irgendwie wirklich zufrieden mit meinem Dasein. Ich glaube, ich kann das überleben.

Huch, es ist ja Februar.

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Meine Güte, ich hab‘ morgen Geburtstag und es könnte meinem Bewusstsein ferner kaum sein.
Jetzt habe ich soeben einen Aufruf an elf oder zwölf Menschen gestartet, sie sollen sich doch morgen Abend zu einer gemütlichen Runde bei mir einfinden, und hoffe einfach mal, dass ich das kopftechnisch gebacken kriege und nicht bis morgen Abend wieder vergessen habe. Spontanere Geburtstagsunternehmungen habe ich selten hingelegt, wenn überhaupt.

Ich bin ja mal gespannt, wer kommt. Ich tippe auf Lisa, R, Sarah, Pedro, Trudi, Marie, Lena safe. Johanna vielleicht. Rini, Kepa und Nicole eher nicht. (Wenn Nicole aus Hamburg runterkäme, nachdem wir praktisch seit Jahren nicht mehr dazu kamen, miteinander zu reden.. traurig, aber wahr.. das wäre jedenfalls wirklich mal was. Und Kepa fragte zwar gestern noch, ob ich an meinem Geburtstag was mache, aber er wird trotzdem nicht extra dafür aus Kempten herkommen. Und Rini hat sehr wahrscheinlich keine Zeit, die gute verplante Seele.)

So, in zehn Minuten kann ich schon bei der Tafel anrufen. Ich hoffe, sie haben mal wieder ein bisschen was zum Retten da. Ich habe zwar noch türkisches Fladenbrot, aber würde schon gern noch ein paar Vorräte aufstocken.
Und ich stinke zum Himmel, ich sollte duschen.
Und danach schreibe ich Türkisch. Vielleicht. Ansonsten nächste Woche. Aber ich glaube schon, dass wir heute schreiben. Man wird sehen. Jedenfalls sollte ich heute hingehen.

So ist das alles.

Finger essen (man gönnt sich ja sonst nichts)

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Konzert fiel aus – ich bin froh. Horizonterweiterung ist schön und alles, aber 67 Euro zurückbekommen ist noch wesentlich schöner.

Wochenende war eigentlich ganz schön. Sarahs Eltern sind mehr wie Großeltern, wie meine zumindest – ich verstehe langsam, warum sie Mamas und meinen Umgang miteinander schockierend gefunden haben muss. Da fliegt ja kein einziges Wort in die falsche Richtung, das wäre mir auf Dauer um ein Vielfaches zu erzwungen harmonisch. Aber gut. Für ein Wochenende ist so etwas durchaus auszuhalten.

Ich vermisse Kepa unheimlich, und erst recht, wenn ich wieder mal ein ganzes Wochenende Sarah und Peruaner-Pedro zusammen ertragen muss. Allerdings vermisse ich natürlich nicht nur den Mensch selbst, sondern in erster Linie eine Einstellung seinerseits, die es uns ermöglichen würde, uns gegenseitig den Grad an Erfüllung zukommen zu lassen, den die beiden ineinander finden. Es gibt nichts Furchtbareres, als Pärchen zu beobachten, wenn man selbst gern mit jemandem eins wäre. Umso unbegreiflicher ist es, wie sie bei diesem wunderbaren, kommunikativen, aufmerksamen, warmen, vor Zuneigung förmlich überquellenden Mann, den sie da hat, an den egozentrischen, fast schon unterkühlten, ewig unentschlossenen Kerl, bei dem man nur an dritter Stelle in der Prioritätenliste aufzutauchen überhaupt erst eine Chance hat, den ich ihr nun irgendwie abgenommen habe (man könnte fast sagen, dumm, wie ich nunmal bin), überhaupt noch einen Gedanken verschwenden kann. Aber sie sagt ja selbst (und weiß es folglich auch, besser als ich in jedem Fall), es ist gut so, wie es jetzt ist. Ha, für sie vielleicht. Ich häng‘ in der Luft und darf mal wieder so tun, als wäre ich damit völlig in Ordnung. Oh herrliches Leben.

Ich würd‘ einfach gern mit was Warmem zum Anziehen am Flughafen warten, wenn er wiederkommt, is all.

Ich scheine es so an mir zu haben, Leuten Sachen zum Anziehen zu geben, wenn ihnen kalt ist, obwohl sie zu hundert Prozent selbst dran schuld sind, dass ihnen kalt ist. Siehe Şahin damals in der Nacht auf dem Parkplatz. Ich war so intelligent, mir noch was Langes anzuziehen und meine Strickjacke mitzunehmen. (Wahnsinn, jetzt denke ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten an diese Strickjacke. Die muss oben in dem Koffer liegen, wo noch ein Großteil meiner Wintersachen drinsteckt und der damit mein Regal an Ort und Stelle hält. Mal sehen, ob ich diesen Winter noch auf eine Idee komme, wie ich die Wintersachen aus dem Koffer kriege, ohne dass das Regal runterfällt.) Er dagegen war weniger intelligent und nahm sich einfach nichts mit. Jedenfalls endete das Ganze so, dass ich die Hälfte der Zeit bibbernd im Kreis sprang, weil ich ihm alle paar Minuten diese Strickjacke ausgeliehen habe und dabei selber halb erfror. Kepatto nun hatte offenbar auch nichts Besseres zu tun, als sich in México-Garderobe bei -3 Grad und Nebel zum Flughafen zu begeben und sich hinterher zu beschweren, ich könne mir nicht vorstellen, wie kalt das gewesen sei. Demzufolge blüht ihm das gleiche Schicksal nochmal, wenn er wiederkommt. Um das zu vermeiden, denke ich mir, na gut. Wenn er der Depp ist, der ohne warme Sachen durchs Land tingelt, bin ich eben der Dödel, der mit ner Jacke am Flughafen wartet. So ist das nunmal.

Laura hatte nicht mitbekommen, dass ich zu dem Zeitpunkt in Oldesloe sein werde, war ganz entsetzt und sagte, „du willst extra runterfahren?“ (Sie meinte natürlich „hoch“, aber mit ihrer unfassbar lustigen geographischen Oben-Unten-Schwäche komme ich inzwischen gut klar.) Daraufhin war ich natürlich auch entsetzt. Man hält mich für verwirrt genug, durch das gesamte Land zu fahren, um dem Menschen ein paar kalte Minuten zu ersparen? Ouh, nicht gut. Wobei ich vermutlich wenig tue, um dem Eindruck entgegenzuwirken, aber heey. (Wahrscheinlich wäre ich sogar noch dazu fähig, es tatsächlich zu machen, aber Wahnsinnigkeiten dieser Sorte bleiben dann doch Leuten vorbehalten, die ihrerseits Unternehmungen der gleichen Art für mich abziehen würden. Also doch wieder Entwarnung; in diesem Leben sind die Menschen, glaube ich, allgemein noch nicht soweit. Peruaner-Pedro vielleicht. Aber Sarah würde niemals ohne gescheite Jacke bei -3°C am anderen Ende des Landes herumlaufen, was ihm selbst hypothetisch gesehen die zwölfstündige Fahrt erspart.)

Zu viel gedacht, schon wieder – das ist ja fürchterlich. Armes Blögchen, bekommt den nicht-löslichen Teil der Brausetablette ab, den Bodensatz, die homogene Schicht Sirup, die sich mit dem Rest einfach nicht vermischen will. Ich habe mal wieder den Eindruck, ein falsches Bild zu vermitteln. Zumindest würde ich ein falsches Bild vermitteln, wäre es meine Aufgabe, das Leben in seiner Gesamtheit in mein Blögchen zu quetschen. Ist es natürlich nicht, deswegen kann auch das Bild nicht falsch sein. Hauptsache, wenn ich mal zurückblicke, erinnere ich mich selbst daran, dass dieses Gedenke und Gejammere selbst genau jetzt nur einen Teil meines Daseins ausmacht und sich durchaus noch außerhalb dieser merkwürdigen Geschichte Sachen ereignen. Der Unterschied ist, dass ich wohl mehr Möglichkeiten habe, diese dann außerhalb meines Computers irgendwie zu prozessieren.

Zum Beispiel bin ich aktuell dabei, meine Finger zu essen. Das ist fürchterlich, ich sag’s dir. Ich habe gerade innerhalb einiger weniger Minuten die gesamte Unterseite meines oberen Daumengliedes um eine Hautschicht ärmer gemacht. Der rechte Daumen sieht schon seit Tagen genau so aus, und um meinem linken Mittelfinger klebt ein Pflaster, damit ihm diese Behandlung erspart bleibt (und ich weiterhin ohne großartige Schmerzen Gitarre stümpern kann). Sag mir mal jemand, wie man damit wieder aufhört. Vielleicht sind das jetzt Entzugserscheinungen, die nach jahrelangem Vegetariertum doch noch einsetzen und mich dazu verleiten, mein eigenes Fleisch zu verzehren. Autokannibalismus. War eh immer schon die einzige Art von Fleischkonsum, die ich ethisch vertretbar finde.

Das würde ich gerne denken. Die Zeichen würde ich gern sehen. Das Vertrauen in mein Schicksal hätte ich gerne.

Ein halbes Fenster und ein neuer Tag

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Wohoa, was für ein Abschuss gestern. Herrlich! Ich habe noch mit JO geredet und es zwischendurch geschafft, einen vollkommen überflüssigen Anfall von akutem Sterben zu bekommen, weil ich kurz dachte, der Kepa hätte sich doch an mein Blögchen erinnert (er schrieb mir, ob ich schon kokosiert sei, und ich hatte kurz vergessen, dass ich ihm zuvor von meinen Kokosmakronen berichtet hatte, und brach somit in Panik aus – bis es mir irgendwann wieder einfiel, uff, zum Glück auch). Dann war Trudi bei mir im Zimmer, angelockt von meinem Weltuntergangsgeschrei – „NEIN, NEIN, NEIN, NEIN, NEIN, ich STERBE, ach was, ich BIN schon gestorben, ich werde NIE wieder auferstehen, ich bin SO TOT!“ – leistete mir in meinem Weltuntergang (und anschließend bei der Wiedergeburt meiner Welt aus der Makronenerkenntnis) Gesellschaft, saß eine Weile auf Susmitas und meinen Beanbags herum und schickte ihrem Ex-Mitbewohner Sprachnachrichten von mir, auf denen ich ihm mitteilte, er solle sich einfach Pornos ansehen, wenn ihm langweilig sei. (Fällt mir grad wieder ein.) Er war aus irgendeinem Grund von meiner Stimme begeistert.

Irgendwann war dann endgültig alles vorbei, als Kepa mir schrieb, ob er mich am Wochenende besuchen kommen könne, und eine Mischung aus Pizco, Wein und Euphorie begann damit, mich in rasender Geschwindigkeit zu zersetzen. (Ungeachtet der Tatsache, dass ich das ganze Wochenende nicht dabin. Die Intention zählt.) Soweit ich mich erinnere, habe ich mittelmäßig motiviert versucht, ihn dazu zu bewegen, auf Sarahs, Peruaner-Pedros, Indras und meine Weihnachtsmarkttour mitzukommen, aber erfolglos – er hat keine Lust auf Weihnachtsmarkt und war in unseren diversen Zielstädten eh überall schon. Was ein Wunder aber auch. Ich bin ganz froh drum; ich hab‘ ihm zwar gesagt, wir hätten noch einen Platz im Auto, aber so sicher bin ich mir da gar nicht mal. Am Ende kommt Indras Freund auch noch mit oder wir gabeln noch irgendwelche Freunde von Pedro auf, dann wird’s schon wieder knapp. Er sagte mir dann, ich solle besser pennen gehen, was sich ganz gut traf, da ich eh schon halb dabeiwar und Trudi mir mittlerweile den Pizco weggenommen hatte (eine gute Tat, eine sehr gute).

Vor einem Stündchen bin ich aufgewacht, mit Licht an und Computer noch im Bett und einem Krampf in der linken Arschbacke, weil ich wohl über einen längeren Zeitraum ziemlich unbequem am äußeren Rand des Möbels gehangen habe (um dem Computer genug Platz zu gewähren). Und da die gute Bernadette ja eh noch anwar, hänge ich (inzwischen wieder bequem verteilt) jetzt wieder hier und bin pizco-induzierterweise so hellwach wie nie. Andere Leute an meiner Stelle wären übel verkatert… Ich bin einfach wach. Ich liebe es.

Einer der Läden vor meinem Fenster hat sich selbstständig gemacht und sich zugeklappt, sodass ich den beginnenden Tag nur aus der anderen Fensterhälfte heraus beobachten kann. Die andere Seite ist dann halt Kepas Hälfte; der hält es gar nicht aus, mit Licht im Zimmer zu schlafen, und hat mir überhaupt erst zu der Feststellung verholfen, dass ich ja Fensterläden besitze, die man benutzen kann.

Muss ich mit der Hand durch den Horizont?

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..sagte ich heute Vormittag im Schlaf, während ich mich im Gemeinschaftsraum der Linguistik noch für ein paar Minuten auf dem Sofa langstreckte und Schlaf tankte, um in Syntax nicht das Bewusstsein zu verlieren.

Ich bin nämlich wieder da. Das war schön. Anstrengend und schön und das beste Rise Against-Konzert, das ich bisher das Vergnügen hatte zu erleben. Unfassbar grandiose Setlist. Meine Güte, was sie alles gespielt haben, ich komm‘ kaum darauf klar. Alive and Well. Last Chance Blueprint. Behind Closed Doors. Hero of War, Swing Life Away und das neue Akustische, People Live Here. Hintereinander.

Und es war toll, mit den Anderen dazusein. Janine, Becci und Robert, und dazu Beccis Schwester Cornelia und Roberts Kumpel Jan, der irgendwie kaum ein Wort mit uns geredet hat, was schade war, denn er wirkte eigentlich ziemlich sympathisch. Aber allein von Robert glückselig angestarrt zu werden, als Give It All kam – und ihn glückselig zurück anzustarren – war diese ganze Reise wert. Inklusive das nächtliche Herumlungern in diversen McDonald’s von Süddeutschland, wo ich, wie nicht anders zu erwarten, einige interessante Bekanntschaften machte. So geht das nämlich. Andere haben vielleicht ausgeklügeltere Methoden entwickelt, Kontakt zu neuen Menschen zu knüpfen; ich hocke mich einfach um zwei bzw. 6 Uhr morgens todesfertig zu McDonald’s und lasse den Dingen ihren natürlichen Lauf. Der da wäre, dass ich im Laufe der Nacht mit einem Besoffenen, einem schwarzen Dreadhead (Jeli – der wollte, dass ich meine Busfahrt verschiebe und den Tag über in Freiburg bleibe, um mit ihm wer weiß was zu machen – er hat es nicht weiter spezifiziert, aber ich kann es mir denken) und einem obdachlosen Juristen (Bernhard – der mich durch das Fenster hindurch so lieb angrinste, dass ich nicht anders konnte, als zurückzugrinsen, woraufhin er reinkam und sich mit den Worten „Ich hab‘ dir nen Kalender mitgebracht – und hier, noch mehr, für deine Freundinnen, damit ihr euch nicht streitet“ zu mir setzte) geredet habe – auf so eine Quote komme ich tagsüber selten. Ich passe einfach furchterregend gut in diese Szene. Bahnhofs-McDonald’s bei Nacht, da bist du umgeben von den skurrilsten und faszinierendsten, heruntergekommensten Gestalten, bei denen du dich einfach nicht verstellen musst. Das ist endlich mal eine Welt, in der ich normaler bin als der Durchschnitt und trotzdem akzeptiert werde.

Ich übrigens weiß ziemlich genau, was Donnerstag gegen halb acht Uhr passieren wird. Da kommen Leute zu mir und – oh, gute Idee; ich sollte grad mal die Rundmail schreiben, damit auch wirklich außer Lisa und Kepatto noch jemand kommt.

So, dann wäre das geschafft. Marc, Elke, Gloria und Simón sind also auch über die Euskal Afaria informiert – allerspätestens, wenn sie meine Einladungsmail aufmachen. Ich bin gespannt, ob sie sich alle blicken lassen. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl dabei, Simón einzuladen, weil ich außerhalb von Morfología kaum je einen Satz mit ihm gewechselt habe, andererseits kann es schlecht angehen, ihn außenvorzulassen, wenn der Rest von Enaras in der Stadt anwesenden ehemaligen Original-Vacas sich hier zusammentut. Immerhin kennen sie sich ja untereinander, und wir „möchtegern-euskaldun berriak“ kennen uns. Und ein bisschen haben sich die Gruppen ja auch schon vermischt, in Form von Kepas und meiner, äh, Freundschaft und seiner und Lisas Bekanntschaft, und Rini ist ja auch sowohl Lisa als auch mir nicht gerade die fremdeste Person aller Zeiten.

Ich sollte irgendwie doch wirklich mal mit ihm reden. Ich weiß zwar auch nicht konkret, wie, und über was überhaupt, aber wenn ich es nicht mache, bleibt mir nur die herrliche Aussicht, zu einer Mischung aus Sarah und Trudi zu mutieren. Zwei Formen der Akzeptanz entsetzlichster Ohnmacht und Hilflosigkeit, die ich mir beim besten Willen eigentlich nicht erlauben kann. Das Problem ist, wenn ich erstmal rausfinde, was das nun eigentlich sein soll hier, habe ich nicht mehr die Ausrede, es einfach nicht zu wissen, und kann eigentlich nur vom Regen in die Traufe kommen, sprich, ich bin jetzt Sarah (die sich einfach die ganze Zeit Hoffnungen macht und wartet, dass es irgendwann doch noch was wird) und werde dann zu Trudi (die einfach wie Dreck behandelt wird, das ganz genau weiß und trotzdem nicht aufhören kann, sich dran zu klammern).

Mein Nacken. Wie weh er tut. Wie weh überhaupt meine Oberkörpermuskulatur tut. Es war wirklich ein gutes Konzert.

Titel sind was für Leute ohne Panik.

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Höre dir einfach nur diese Perfektion an.

Ich zumindest tue seit geraumer Zeit nichts Anderes und bin außerdem dabei, es selber spielen zu lernen, was momentan noch davon erschwert wird, dass ich zu faul bin, mir den Text auszudrucken, um die Akkorde rauszuschreiben. Das heißt, ich muss sie einfach direkt auswendig lernen. Was aber auch nichts macht, so schwierig ist es gar nicht. Dank Haizea habe ich mich ja sogar mit dem ekligen H- und B-Dur arrangiert und fürchte mich davor nicht mehr so sehr.

Jetzt hab‘ ich wieder Panik. Gowaiverdammich, ist das ätzend. Aber längst nicht so schlimm wie Donnerstag in der Arbeit, das war wirklich ein neuer Panikrekord. (Und keiner, den ich vorhabe je zu brechen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.)

Wie herrlich es gestern auf Maries WG-Party war. In erster Linie, weil Lena dawar und später noch Sarah und Pedro, über deren unerwartetes Doch-noch-auftauchen ich in meinem segensvoll betrunkenenen Zustand (Bo wird sich wieder freuen – aber hey, carpe noctem) so unermesslich glücklich war, dass ich sie die ganze Zeit nur angegrinst habe. Und wir haben uns diese widerlichen Käse-Cheetos in den Mund geworfen. (Oder eher nicht in den Mund, more often than not.)

Ich muss die Musik wieder anmachen, dann werde ich wieder wach und weniger panisch.

Edit: Hilft nicht. Eher habe ich jetzt mehr Panik, weil es so schön ist und mich überfordert. Ich bin am Verzweifeln, weil es so sehr an mir zerrt, dass ich bald auseinanderfalle.

Beti itxarongo zaitut azken geltokiko iluntasunean, amets ezkutuen isiltasunean.

Wie kann etwas so schön sein.