Schlagwort-Archive: Besuch

Aufladen

Standard

Sie ist um, meine lange Arbeitswoche. Ich habe einen ganzen Haufen Überstunden gesammelt und bin froh, dass es diesen Monat nicht noch mehr werden.

Die Chefin kam vom Bahnhof direkt in den Laden und ging gleich nochmal los, um uns ein Stück Kuchen zu holen. Und dann durfte ich nach Hause und konnte mich zu Yannick, Saki, Patrick und Daniel gesellen, die auf der Terrasse ein idyllisches Sommerleben führten. (Sie haben mich sogar gefragt, ob ich mit in die Kneipe komme, aber ich habe dankend abgelehnt. Der angestammte Treffpunkt dieser ganzen Bande ist ein übles Raucherlokal, ich hätte es nicht ertragen und war außerdem viel mehr dazu aufgelegt, mich zu Hause von den Strapazen des ganzen Nett-zu-Kunden-seins zu erholen. Jetzt habe ich das Beste aus beiden Welten. Ich kann alleine zu Hause meine Seele baumeln lassen und mich gleichzeitig über die Einladung freuen.)

Gestern haben wir gegrillt. Yannick und Saki hatten Pilze und Feta gekauft, ich wurde mit der Füllung beauftragt und Basti machte Hähnchenspieße mit Tikka-Marinade. Neben den Hähnchenstücken hatte Yannicks und mein letzter Beutezug auch eine absurde Menge Schweinesteaks eingebracht, von denen ebenfalls welche zum Einsatz kamen. Trotz alldem (plus Brot und Dip) war es am Ende genau richtig viel Essen; ich glaube, es blieb ein Hähnchenspieß übrig und der war auch nicht mehr da, als ich heute von der Arbeit kam. Es war wunderschön. Jeder Tag, der so harmonisch verläuft, ist Balsam für meine Seele. Ab jetzt ein paar Jahre ununterbrochen Harmonie, das wäre vielleicht genug, um die Angst, die in mir wohnt, zu beschwichtigen.

In Richtung Leben

Standard

Jana kommt gleich vorbei. Sie klang am Telefon so gut gelaunt, dass ich mich schon vorsichtig darauf freue. Ich habe Hühnerflügel aufgetaut und sie bringt Möhren und Zwiebeln mit. Kulinarisch gesehen kann also schonmal nicht viel schiefgehen.

Überhaupt geht es mir heute auch gut, selbst nach Genuss eines Fertigkaffees. Die Sonne macht’s möglich, schätze ich. Ich habe wenig getan, aber genug, um mich nicht schlecht zu fühlen; die Annone wurde mit Rapsöl-Wasser besprüht (in der Hoffnung, den Spinnmilben den Garaus zu machen) und ich habe eine Hirse-Reis-Mischung eingeweicht, um morgen pilztechnisch aktiv werden zu können. Das heißt, dass zwei Operationen anstehen, einmal die Transplantation des Supermyzels aus der Schimmelschale (es wächst einfach über den Schimmel, statt wie seine Kollegen aus den anderen befallenen Schälchen den Geist aufzugeben) auf frische Agar-Plättchen und dann die Einrichtung neuer Pilzbrut auf Getreidesubstrat aus den nicht schimmelnden Plättchen (ganze drei Stück aus dem ersten Batch haben es bis hierher überlebt). Eine große Ausbeute werde ich also wieder nicht einfahren, aber es könnte besser werden als nichts. Könnte. Es könnte auch wieder alles in die Hose gehen, gut möglich. Eine Plackerei ist das, man glaubt es gar nicht.

Und ich habe mir aus Stücken weißen Hochzeitskleid-Unterstoffs (aus Mamas gerettetem Fundus) Stoffrechtecke zusammengenäht, die ich wiederum zu einem Überzug für meine herzlose Schneiderpuppe weiterverarbeiten kann. Wenn ich herausfinde, wie genau ich das am geschicktesten mache.

Minus Energie

Standard

Sarah hat mich geweckt, sonst würde ich vermutlich immer noch schlafen. Sie möchte in die Stadt gehen und noch einmal ein bisschen Tourist sein, sich umschauen und Tee kaufen. Auch wenn mein Energielevel sich mittlerweile im negativen Bereich eingependelt hat, gehe ich mit. Basti wartet verzweifelt darauf, dass seine Hose trocknet, die er vorhin erst aus der Wäsche geholt hat, damit er sich uns anschließen kann. Er hat sich in all seinen liebens- und bewundernswerten Bemühungen, es uns während Sarahs und Onnos Besuch richtig schön zu machen, auch verausgabt. Aber wir schaffen das. Ein paar Stunden noch Trubel, das sollte doch machbar sein.

Hell yeah

Standard

Neues Jahr, lass es uns nochmal versuchen: Ein Eintrag am Tag. Heute bereits eine Challenge, da Sarah und Onno zu Besuch sind und alles nicht so ist wie sonst. Genauer gesagt sitze ich auf einer von Susmitas Beanbags auf dem Boden in unserem Zimmer, während Basti und Onno Call of Duty auf der Playstation zocken und entsprechend das Sofa in Beschlag haben. Nicht dass Basti mir nicht mehrmals angeboten hätte, mir Platz zu machen, aber das wäre nur ein einziges Gequetsche geworden. Außerdem brauche ich nicht Call of Duty frontal in meinem Sichtfeld. Passiv zocken schön und gut, aber ein Spiel von solchem Stumpfsinn ist echt nicht meine Droge.

Ich fühle mich nicht ganz fit und habe die letzten Tage zu viel getrunken, um wirklich gesund zu werden. Wenn Sarah und Onno morgen weg sind und ich die beiden Arbeitstage, die darauf folgen, gut hinter mich bringe, erwartet mich eine (hoffentlich) aufs Höchste erholsame halbe Woche Nichtstun, die ich mir schon jetzt inständig herbeisehne. Es ist nicht unanstrengend, eine knappe Woche Besuch zu haben.

Ich schaue mal, wie sich meine Vokabeln mit der Geräuschkulisse des neben mir stattfindenden Gemetzels vertragen.

Gut geachtet

Standard

Und gut, wieder unter uns zu sein. Gerade mit dem hormonellen Turmoil, den eine Mischung aus PMS und dem medikamentösen Sparkurs, den ich noch immer, however unnecessarily, aufgrund meiner Gesundheitskartenkosigkeit fahre, wurde es heute schon stellenweise übergrenzwertig.

Aber es ist vollbracht und der normale Wahnsinn kann wieder beginnen. Bewerbung, Schüler und der Laden rufen.

Und… es scheiterte an der Titelbenennung. Damnit.

Standard

Habe mit Jana so angeregt diskutiert, dass es schon wieder später wurde als geplant. Am Abend gab es ein Tempura-Gelage vom allerfeinsten Kaliber mit gebratenem Tofu, Auberginem, Zwiebeln, Paprika und Ananas. Was für ein Leben, ich sag’s dir.

Die Katze hat etwas mit dem Auge. Zum Glück besitze ich katzentaugliche Augentropfen, welche ich ihr am liebsten vor dem Schlafengehen noch einmal verabreichen würde – nur müsste sie dazu auf dem Bett erscheinen.

Bis Jana morgen weg ist, werde ich rein gar nichts mehr gebacken bekommen, ich seh’s schon kommen. Am besten jetzt mit Schlafen anfangen und alles Weitere sehen wir dann.

Kotzparanoia

Standard

Der neunte Oktober ist erster Maronensammeltag, seitdem ich hier wohne. Dieses Jahr nicht, weil ich damit bis morgen warte, um zusammen mit Basti sammeln zu können. Er kommt in ein paar Stunden von seinem Konstanz-Tag zurück, in dessen Verlauf er mit Mats bereits Kastanien der nicht essbaren Sorte gesammelt hat. Er dürfte demnach für die morgige Aktion bestens in Form sein.

Es ist heute, glaube ich, der dritte Tag, an dem ich ohne Panik aufwache. Dass mich regelmäßig Albträume plagen, in denen die Katze kotzt und aus denen ich schlagartig erwache, um mich nach ihr umzusehen, fällt dagegen kaum ins Gewicht.

Pan war wieder da, hat die Bemermatte wieder mitgebracht sowie einen Kanister von ihrem Quellwasser und ein aus Milchpackungen geflochtenes Utensilo voll mit Katzenfutterpröbchen. Ihrem Besuch ist außerdem zu verdanken, dass ich es heute aus dem Schlafzeug heraus und (zumindest zeitweise) vom Sofa herunter geschafft habe.

Den Rest des Tages hing ich dann doch wieder in meiner Ecke, zockend und dokuguckend und reissortierend – und immerhin auch sehr erfolgreich ebayverkaufabwickelnd und druckertreiberneuinstallierend und richtig zufrieden, weil nicht nur Zeug weg- und Geld reinkommt, sondern ich eben, um die Versandmarken drucken zu können, auch das ewig vor mir hergeschobene Treiberproblem endlich angegangen bin.

So ging das heute – nun heißt es schlafen gehen und hoffen, dass jegliches Erbrechen nur in meinen paranoiden Träumen stattfindet.

Zwei Wochen Mensch

Standard

Das war anstrengend. Zuerst kam Bastis und mein Besuch bei Oma und Opa von Mittwoch bis Sonntag, welcher zwar von diesen zwei Wochen den weitaus angenehmeren Teil darstellte und uns neben seiner Funktion als Mini-Urlaub auch noch auf so wunderschöne wie unvorhergesehene Weise als Pärchen-Building-Aktivität diente, dennoch aber genug Herausforderungen mit sich brachte, dass wir uns am Ende umso mehr über die wiedergewonnene Zweisamkeit freuten.

Diese, alas, war trotz Umwegs über Luxemburg von kurzer Dauer, da uns zu Hause bereits Malte erwartete, der unsere Wohnung über das Wochenende mit einem Kumpel als Basis für Wanderausflüge genutzt und im Gegenzug die Katze versorgt hatte. Maltes Gesellschaft nun stellte sich für mich in meinem a) medilosen, b) sonnenentzogenen und c) durch tagelange Interaktion mit den zwar überlieben, aber alters- und charakterbedingt dennoch nicht unanstrengenden Großeltern eines Großteils aller Energiereserven beraubten Zustand über die Dauer der vergangenen Woche hinweg als zunehmend unerträglich heraus, sodass sich ein für alle Beteiligten zwangsweise unschönes Gefüge aus erschöpfendem Umgang und gegenseitigem Ausdemweggehen herausbildete, das bis zu seiner Abfahrt heute anhielt. Während Malte jedoch über ein verstörend dickes Fell verfügt, an dem soziale Zusammenhänge nuancen- bis hin zu holzhammerweise abperlen (wir sprechen vom Kaliber „betritt die Wohnung nach Spaziergang deutlich früher als erwartet, unterbricht dadurch Menschen, die sich die kostbare Zeit für Dinge privater Natur zunutze machen wollten und nunmehr, verstört und zerwuschelt eine Decke behelfsmäßig um sich klammernd, recht handlungsunfähig da sitzen, beginnt dessen ungeachtet unter Herstellung von Blickkontakt seine Erlebnisse aufzuzählen und in aller Seelenruhe seinen Rucksack auszuräumen, durchquert dann den Raum und setzt sich zum Rauchen nach draußen vors Fenster, ohne indes den faktisch in flagranti Erwischten die Möglichkeit zu gewähren, ihrer prekären Lage, etwa durch das Anlegen von Kleidung, unbeobachtet zu entkommen“. Ob das noch Ahnungslosig- oder doch absolute Taktlosigkeit war, ist mir beinahe egal – beides sollte meiner Ansicht nach in diesen Ausmaßen strafrechtlich relevant sein), raubte mir die wie üblich in solchen Lagen auftretende Hypersensibilität jeden letzten Nerv – lange Rede, kurzer Sinn: ich bin heilfroh, dass das vorbei ist.

Lichtblicke gab es derweil auch, und das in solchen Mengen, dass sie alle durch inkompatiblen Besuch hervorgerufene Erschöpfung in Gänze aufwiegen: meine wunderbare Beziehung, in der ich mich zu öffnen lerne und schrittchenweise unwiederbringlich vermauert geglaubten Facetten meiner ursprünglichen Natur annähere, auf die ich mir in jahrelanger Therapie keinen Zugriff erarbeiten konnte. Was ich hier gerade erlebe, führt das Märtyrerdasein meines bisherigen Liebes- und Beziehungslebens müheloser ad absurdum als jede Erkenntnis, die ich darüber in theoretischem Rahmen vielleicht erlangt hatte. Nichts öffnet einem so sehr die Augen wie tatsächliches Erleben – so geht es also auch.

Weiter ausführen kann ich aber gerade nicht, weil ich so wahnwitzig müde bin.

Eta handik gutxira…

Standard

gaur. Das ging schnell. Schnell und nicht ganz glatt, ganz und gar nicht glatt, aber es ging.

Jana ist noch da. Meine Coping-Fähigkeiten werden durch ihre Anwesenheit auf massive Proben gestellt und ich bin dafür dankbar, denn auf diese Weise werde ich mir erst wirklich gewahr, welche Leistung ich zuvor vollbracht hatte: mich im Alleinsein zurechtfinden und, mehr noch, mich darin solcherart einzurichten, dass es nunmehr die Gesellschaft ist, die in dieser neugewonnenen Struktur als Stressor auftritt. Zumal ich mittlerweile auch mit der Reduzierung der Medi-Dosis wieder fortschreite und von der Fünf-Milligramm-Etappe, auf der ich lange Zeit verweilt hatte, auf drei heruntergeklettert bin. Das macht sich bemerkbar und verleitet meine autistisch-neurotischen Facetten dazu, sich zu neuen Höhenflügen aufschwingen.

Am Sonntag bringt Basti sein Zeug her. Eigentlich wollte er das heute machen, nachdem er nun doch privat einen billigeren Umzugswagen organisiert hatte, dann aber hat es sich doch wieder verschoben.

Alles Weitere, wenn kein Mensch mehr neben mir sitzt, dessen bloßes Atmen momentan schon solche Aggressionen bei mir hervorruft, dass ich mir mit Musik behelfen muss, um überhaupt Gedanken fassen zu können, die klar genug sind, dass sie zum Schreiben taugen. Dabei schreibe ich üblicherweise immer ohne Musik, weil mich diese zu sehr ablenkt. Kann man mal sehen.

Bevor Basti dann wirklich hier einzieht, brauche ich dringend und ohne jede Alternative nochmal ein paar Tage alleine. Zum ersten Mal in der Geschichte meiner Existenz lerne ich den Wert und die Möglichkeiten des Alleinseins begreifen und ausschöpfen – ich habe gerade damit angefangen, und nun wird es schon wieder enden.

Alles Weitere aber, jetzt wirklich, zu einem anderen Zeitpunkt.