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Ich hab’s geschafft!

Ich hab’s geschafft und komme mal wieder in den Genuss dieses wunderbaren Gefühls, zwischen zwei Optionen die bessere gewählt zu haben. Statt nichts zu tun, habe ich etwas getan. Ich habe all meine Trägheit, von der eine Menge vorhanden war, überwunden und wichtige Schritte für mittelfristig bessere Lebensqualität in die Wege geleitet.

Ich habe mir ein Trustroots-Profil erstellt und bin damit für die Australienreise nochmal besser aufgestellt, das war enorm hilfreich. Ich habe Mike geantwortet, der angefragt hatte, ob wir uns heute treffen wollen (geht nicht, gleich ist Chipsparty bei Yannick und nicht einmal dazu war ich vorhin motiviert). Und ich habe R angerufen, ihm zum Geburtstag gratuliert und auf diese Weise das Fortbestehen unserer lockeren, aber wohltuenden Verbindung gesichert. Würde ich ihm vollumfänglich vertrauen – hätte ich ihm je so sehr getraut – ich hätte ihm viel zu erzählen. But alas, wir konnten diese Ebene nie erreichen. Wir schützen uns vor dem jeweils anderen und tänzeln umeinander herum und bauen aus Angst und Verletzlichkeit und all unseren Traumata Schilde, die selbst im friedvollsten Moment noch warnend blinken und verwirren und verstellen. Und was dahinter ist, kann man nur wissen, kaum je aber sehen. Darin sind wir uns zu ähnlich, immer gewesen, und umso dankbarer bin ich, dass wir unseren Schutzmechanismen zum Trotz uns mit Wohlwollen begegnen.

Da ich nun so viel geschafft habe und dazu noch die Sonne hervorgekommen ist, spüre ich richtiggehend den Schwung, der mich hoffentlich bis in anderthalb Stunden auch nicht mehr verlässt, damit ich meinen Allerwertesten mit Elan zu Yannick schwingen kann und mir dabei nicht vorkomme, als müsste ich zur Mondmission aufbrechen.

Blütenpracht und späte Nacht

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Motivation ist keine vorhanden, ich schreibe trotzdem. Muss! Nochmal so ein Loch will ich nicht sehen in meiner Chronik.

Basti hatte heute frei und ist nun auf dem Weg nach Konstanz, weil Mats morgen Geburtstag hat. Ein Geschenk hat er zwar noch nicht, aber ist ja auch noch ein ganzer Vierteltag Zeit.

Er war auch unmotiviert heute. Mir geht’s zur Zeit, sagen wir, interessant, da ich gerade wieder einmal eine Umstellung an der Medi-Front durchführe und die sich auswirkt, obwohl es gar keinen Sinn macht. Ich nehme die gleiche Menge, nur gleichmäßiger verteilt. 5 Milligramm am Tag statt vorher 10 alle zwei Tage. Das ist doch bescheuert. Aber wird auch schon wieder besser.

Von unserem Besuch bei Pan und Harry gestern stand noch mein letztes halbes Köstritzer im Kühlschrank, das ich mir eben zu meinem Abendessen einverleibt habe. Unglaublich, wie das reinhaut. Ich fühle mich wie umgeworfen.

Trotz mediumstellungsinduzierter komischer körperlicher und mentaler Verfassung habe ich uns nach draußen gezerrt auf einen wunderbaren Waldspaziergang. Basti lässt sich von mir die überall ihre Farbenfreude zur Schau stellenden Wald- und Wiesenblumen benennen; es gibt wunderschöne Stückchen Weg auf dieser Runde, besonders die lichten Stellen, wo sich am Wegesrand Ehrenpreis, Hahnenfuß und Taubnesseln, rosane und weiße Lichtnelken an Fülle schier überbieten wollen.

Pan habe ich gestern einen voluminösen Strauß Knoblauchsrauke mit zwei kleinen Fläschchen Kräuter- und Kurkumasalz und einer bunten Karte als nachträgliche Aufmerksamkeit zum Geburtstag überreicht. Für Harrys Geburtstag, der ebenfalls ansteht, darf sich dann Basti Gedanken machen. Ich möchte bezweifeln (naja, möchte nicht, aber tue trotzdem), dass etwas dabei rumkommt, wenn schon sein eigener Sohn, nachdem die ursprüngliche Geschenkidee von mütterlicher Seite abgeschmettert worden war, nun auf Inspiration in letzter Sekunde hoffen darf.

Bleibt nur anzumerken, ohne jeglichen Zusammenhang zwar, aber gesagt werden soll es trotzdem, dass ich mich im Großen und Ganzen meistens für zu dumm halte, um als Autistin durchzugehen, in letzter Zeit jedoch so intensiv mit diesen Berichten von Menschen resoniere, die sich ihr Leben lang inmitten ihrer Artgenossen wie unerkannte Aliens vorkamen, dass ich bereit bin, meine Einschätzung noch einmal zu überdenken.

Siehe auch (es wurde irgendwie auch Zeit, nach knapp zehn Jahren eine halbwegs präsentable Memo anzufertigen – ich habe mich soeben der Aufgabe gestellt und kann zwar dank vollkommen zerstörter Computer-Audiobuchse und offenbar mangelhafter Kompatibilität zwischen Audacity und Bluetoothwürfel nicht wirklich bezeugen, dass das mir hiermit gelungen ist, aber es wird schon keinen Ohrenkrebs verursachen – hoffe ich – sofern du, same procedure as any time, Kopfhörer aufsetzt) mein Late Night Song aus Vitoria.

So, jetzt aber genug des Schwallens.

Liquid Functionality

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Meine innere Mutter findet es bedenklich, dass ich jeden Nachmittag, seitdem ich hier alleine bin, ein Bier trinke. Ich dagegen gerade gar nicht mal so sehr. You see, bis vorhin schien ich nicht einmal in der Lage, überhaupt nur in Erwägung zu ziehen, die dreckigen Knethaken aus der Spülmaschine zu nehmen und von Hand zu säubern, um mir für morgen ein Brot zu machen. Mit etwas Alkohol im Blut schwinden die Neurosen und streckt sich die Bandbreite des Möglichen somit ins Unermessliche.

Ebenso das Blogschreiben. Seit Tagen quäle ich mich damit und denke mir: Du solltest es wieder regelmäßig machen, das wäre das Richtige, oder es ganz sein lassen. Dann wäre wenigstens das schlechte Gewissen kein Problem mehr. Es tatsächlich zu tun war dennoch undenkbar. Bis jetzt, again, dem Bier sei Dank.

Vielleicht sollte ich jetzt schnell das Brot machen, bevor mich die Motivation wieder verlässt.

Gesagt, getan; das gesegnete Grundnahrungsmittel (welches mich vor der bis gerade eben noch allzu unvermeidlich anmutenden Aussicht auf Zwieback zum Frühstück bewahren wird) steckt im Ofen und wird eine knappe Stunde dort verweilen, während ich mich wieder anderen gewissensbereinigenden Maßnahmen zuwende.

Zugegeben, bis auf Bastis und meine relativ spontane einwöchige Stippvisite in Portugal bei Caro & Ricardo ist im vergangenen Monat nicht sehr viel passiert eigentlich unwahrscheinlich viel passiert, hätte man denn im Detail draufgeschaut und sich nicht von allgemeiner Lustlosigkeit, chronischen Sinnkrisen und bei weitem zu alltäglich gewordener Panik davon abhalten lassen. Wenn ich aber meinem aktuellen, bierinduzierten Motivationsschub entsprechend von jetzt an – und dafür muss es kein einunddreißigster Dezember sein, indeed, a 09/14 will do just fine – mir das gewohnheitsmäßige Schreiben wieder antrainiere, besteht gar keine Notwendigkeit, darauf nun in einem nachträglichen Monsterpost genauer einzugehen. Wenn nicht, vergib mir (insbesondere von meinem zukünftigen Selbst wünsche ich mir das, welches doch jeden dokumentierten Schnipsel so über alles zu schätzen weiß und die grauenhaften, immer länger und häufiger werdenden Lücken verabscheut), dann habe ich es nicht in mir.

Day 2

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Observatorischer Meta-Absatz vorweg: Es ist Tag 2 des altbekannten Schemas. Nach Wochen der Unfähigkeit gelingt es mir demgemäß endlich wieder, die zum Blogschreiben nötige Motivationsschwelle zu passieren, was sich charakteristischerweise in einem Monsterpost ohnegleichen entlädt und mit immenser Erleichterung einhergeht (das tat gut, warum tue ich es so selten, ich muss es wieder häufiger machen). Tag 2 ist die logische Konsequenz aus diesem Gefühl (das war doch gar nicht so schwer, das machst du heute gleich nochmal). Weiter als Tag 2 hält die Tat- bzw. Schreibkraft jedoch nicht an; die Unfähigkeit schlägt wieder zu (aber du solltest eigentlich… es hilft dir doch, warum machst du es denn schon wieder nicht) und richtet sich einige Wochen lang häuslich ein. Wäre ich ernsthaft daran interessiert, das Schema zu durchbrechen, so müsste ich mir tatsächlich eine tägliche Eintragspflicht auferlegen, wie ich es Anfang 2020 glorreiche drei Monate durchgezogen habe. Ich bin sogar recht überzeugt, dass das nur Gutes hätte. (Ich sollte eigentlich. Es hilft mir doch. Warum habe ich überhaupt so lange damit gewartet?)

Ich habe (jeder Gewissheit zum Trotz, dass wohl auch das nur hilfreich wäre) auch heute keine Lust, über meine Sinnkrise zu berichten. Da gefühlt meine gesamte Existenz eine einzige gigantische Sinnkrise ist, ist es vielleicht ja auch gar nicht so dringend. Tatsächlich bin ich mit einem Mal so müde, dass ich mir schon bald Sorgen mache, wie ich meine angefangene Doku heute noch lebendig überstehen soll. Ich muss die Doku allerdings lebendig überstehen, weil das Katzenfutter erst in einer Stunde vollständig aufgetaut sein wird und ich das Viech nicht die zweite Nacht in Folge ohne Abendessen auskommen lassen kann (zumal sie letzte Nacht schon aus Mangel an Alternativen mal wieder den Drachenbaum angeknabbert und daraufhin in großem Stil den Flurboden vollgekotzt hat. Postwendend muss sich daraufhin der in der Wand des benachbart gelegenen Badezimmers beheimatete Ameisenstamm zum Aufräumen berufen gefühlt und die vielspurige Straße ins Leben gerufen haben, die ich nach dem Aufstehen dort vorfand und die sich nach einer dann doch etwas effektiveren Beseitigungsmaßnahme meinerseits umgehend in Nichts auflöste). Vielleicht – hoffen kann man ja mal – ist sie mit gut gefülltem Magen auch weniger reizbar und befindet es nicht wieder für angemessen, mich mit voller Kraft in den Fuß zu beißen, wenn ich es wage, mich in meinem Schlaf zu bewegen und den ihren dabei zu stören. Selbst durch die Decke hindurch war das nämlich ungeheuer schmerzhaft.

Abwarten und Masken nähen

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Sodele. Das Virus wütet seit drei Monaten und ich bereite mich in genau diesem Moment mental darauf vor, mir endlich mal eine Maske zu nähen. Meine dutzendfach recyclete Papiermaske aus der Mine von Potosí ist schon fusselig und die von Andi geschnorrte Stoffmaske hat keinen Draht und nervt. Es ist überfällig, es muss nun einfach sein und die Zeit und Motivation dafür – welch rare Begebenheit – scheinen heute auch zusammenzufallen.

Daher habe ich mir gedacht, ich schwinge gleich meinen Hintern von der Couch, räume ein bisschen auf, präpariere die ausstehende Ebay-Bestellung von 5 Canna-Samen und bringe sie auf den Weg, krame die Nähmaschine hervor und mache mich ans Werk. Wenn ich schon dabei bin, kann ich mir eigentlich gleich mehrere machen. Je nach dem, als wie talentiert ich mich erweise. Material habe ich ja zum Glück genug.

Der sonstige Stand ist auch erbaulich. Mir geht’s gut, ich habe neulich schon zum zweiten Mal ganz zivilisiert mit R telefoniert und es sensationell gut vertragen. Mit dem Facebook-Menschen schreibe ich noch, aber wahre eine gewisse Distanz, was wunderbar funktioniert (zumindest solange er das Gleiche tut, was momentan der Fall ist). Andi betreffend mache ich mir zwar Sorgen in Anbetracht unseres chronischen Mangels an Gesprächsthemen und des daraus resultierenden hartnäckigen Bestehenbleibens eines letzten Restes Awkwardness, aber bin absolut bereit, dahingehend noch abzuwarten und auf Besserung zu hoffen. Grund zur Hoffnung besteht definitiv: er sagte mal, aufgrund der zahlreichen vergangenen Fehlgriffe sei er wesentlich vorsichtiger geworden. Da ich nun ja selbst nicht unbedingt dazu neige, mich in Eigeninitiative über einen gewissen Punkt hinausgehend jemandem zu öffnen, ist vermutlich einfach wirklich Geduld gefragt.

Nun gehe ich aber wirklich mal was schaffen.

Aktiv und kaputt

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Muss schlafen. Habe bis nachts um zwei Fleischabfälle für die Katze zerstückelt und eingetütet, was natürlich der angenehmste Zeitvertreib unter der Sonne zum idealsten Zeitpunkt ist.

Zudem war ich recht früh wach und den Tag über ziemlich aktiv. Ich scheine von innen heraus dazu angetrieben zu werden, die befähigende Wirkung von Beccis Gegenwart bis zum letzten Tropfen auszuschöpfen. Becci geht es noch immer schlecht, mittlerweile nicht mehr so sehr wegen ihres Ohres, sondern aufgrund von Regelschmerzen. Trotzdem bemüht sie sich, meinem absurden Tatendrang nicht im Weg zu stehen, und lässt sich teilweise sogar davon zu eigener Aktivität motivieren.

Mal schauen, was wir morgen alles Tolles erledigt bekommen.

Getting. Stuff. Done.

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Ich kann es nicht abwarten, Scorpion mit R zu gucken. Dessen Persönlichkeit oszilliert nämlich aspektweise noch wesentlich krasser als meine zwischen normalsterblich, Genie und Wahnsinn, und im Gegensatz zu mir hat er (soweit ich weiß – wäre es aber doch der Fall, so wäre dies besorgniserregend in Anbetracht seines aktuellen Entwicklungsstandes) nie besonders hart daran gearbeitet, seinem von Natur aus unterentwickelten EQ auf die Sprünge zu helfen. Und da diese Thematik ja einen beträchtlichen Teil der Serie ausmacht, wird es unwahrscheinlich lustig werden, ihm das vorzusetzen. 

Gerade bin ich aber erstmal stolz auf mich, weil ich nach der Frühstücks-Folge die Kurve gekriegt und mich vom Sofa geschwungen habe, um ein wenig Ordnung in mein Wohnzimmer zu bringen. Ich habe mir das erste Delta-Goodrem-Album angemacht und Papierschnipsel sortiert, während die letzten Ausläufer meiner Kindheit – in der Musik konserviert, als hätte ich sie damals eingeschweißt und vakuumisiert – sich mit den Schallwellen im Raum verteilten.

Da ich gerade so gut dabei war und es mir erstmals seit (gefühlt) langer, langer Zeit völlig natürlich vorkam, mich in der Wohnung zu bewegen und im Vorbeilaufen Dinge zu tun, habe ich meinen Keller-Eimer genommen und mit Bildern von einem neulich vom Sperrmüll aufgesammelten großen Kalender von 2014 beklebt, wie ich es seit Jahren tun wollte. Es handelt sich bei dem Eimer um ein Pappbehältnis mit bunter ‚Party Chips‘-Aufschrift, den Wolfgang (inklusive Inhalt) zu meiner ersten Geburtstagsfeier in dieser Wohnung mitgebracht hatte. Seitdem verwende ich ihn, um Dinge in den sowie aus dem Keller zu transportieren, und habe bis heute auf den Moment gewartet, in dem ich motiviert genug sein würde, um ihn ästhetisch ansprechend zu gestalten. Es fühlt sich gut an, dass dieser Moment heute eintrat.

Pflanzen habe ich ebenfalls schon fotografiert. Es sieht aus, als hätte ich ein kleines Zeitproblem mit meinen täglichen Bestimmungen – ich bin nun auf der Hälfte angekommen und langsam gehen mir die Kandidaten aus, die sich gerade zum Dokumentiertwerden anbieten. Ich habe etliche schwierige Fälle, die sich unmöglich bestimmen lasen, bevor sie nicht blühen – was aber besonders im Fall der zahlreichen Mystery-Mitbringsel aus verschiedenen Teilen der Welt aller Voraussicht nach dieses Jahr (noch) gar nicht der Fall sein wird. Und dann gibt es die Tomaten, die bisher noch allesamt grün und unfertig sind, und die Paprika bzw. Chilis, die noch nicht einmal blühen. Sag du mir mal, welche Sorte Chili ich habe, ohne dass du die Frucht dazu siehst.

Naja. Man wird sehen. Ein paar Tage komme ich noch so über die Runden.

41 – 45

Ringelblume (Calendula officinalis – Asteraceae)
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Süßkirsche (Prunus avium – Rosaceae)
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Feige (Ficus carica – Moraceae)
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Kurkuma (Curcuma longa – Zingiberaceae)
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Tradeskantie (Tradescantia fluminensis)
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Wählerische Volition

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Wenn jemand sehen möchte, wie a) meine Terrasse bestückt ist (weil frostgeschädigte Tomaten so einen wunderschönen Anblick abgeben, haha) und b) meine Motivation ihre Prioritäten setzt, der sehe sich dieses Pflanzenpflegedokument an, das ich in Anbetracht meiner nahenden dreiwöchigen Abwesenheit für R erstellt habe. (Ja, gelegentlich habe ich für die Pflanzen Bezeichnungen verwendet, die sich mangels Lust, sie zu bestimmen, bei mir eingebürgert haben – wenn jemand mit echten Namen aushelfen möchte, sehr gern.) Dieses Mal gibt’s keine Ausreden für tote oder fast ausgehungerte Exemplare.

Da sag nochmal einer, ich hätte keine Motivation.

Wobei ich mich nicht motiviert fühle, noch andere Dinge zu tun. Immerhin habe ich das Nötigste für den Urlaub vorbereitet (Bus zum Flughafen, Kontakt mit dem Couchsurfing-Mädel, bei Ebay neue Flipflops bestellt – jetzt müssen die nur noch bis Samstag ankommen).

Am liebsten würde ich gar nichts tun, gar nichts tun und nirgendwo hingehen; die Aussicht darauf überfordert mich – so viel tun zu müssen, die ganzen Herausforderungen des Verreisens. Seit Jahren immer das Gleiche; ich nehme mir Dinge vor und habe überhaupt keine Lust mehr darauf, wenn sie kurz davor sind einzutreten; dann nehme ich sie trotzdem in Angriff – was bleibt mir auch übrig – und dann wird es wunderbar oder zumindest eine wertvolle Erfahrung. Immer das Gleiche.

Dinge, die ich noch tun muss:

  • In anderthalb Stunden zu Marthe fahren; davor duschen.
  • Epilieren.
  • Morgen zu Malikas Geburtstagsbrunch gehen (und ihr Geschenke richten; ich denke an eine Zusammenstellung verschiedener Teemischungen und Salze).
  • Ladegerät für meine alte Point-and-shoot-Kamera finden (wenn schon das meiner gescheiten Kamera irgendwo zwischen Frankfurt und Kolkata verschollen ist).
  • R’s Kreditkarte einsacken, die er mir freundlicherweise ausleiht.
  • Packen. Reisepass nicht vergessen.

Hört sich gar nicht so schlimm an, wenn man es einmal konfrontiert. Ein Glück. Es fällt mir so schwer, Aufgaben zu konfrontieren. Und dann schwellen sie immer weiter an und werden gigantisch groß und furchteinflößend und ich muss den Kopf immer weiter verdrehen, um sie nicht ansehen zu müssen. So muss es Trudi damals mit dem (bzw. ohne den) Strom gegangen sein. Ich verachte sie trotzdem. Ich ziehe Menschen niemals zu diesem Ausmaß mit hinein in meine Verdrängungsmaschinerie.

Um nun aber Punkt eins zu konfrontieren, verlasse ich dich und widme mich meiner Körperpflege.

Wach

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Hallo, Welt!

Ich bin zwar kein Computerprogramm, aber ich finde, man darf auch als Mensch mal die Welt begrüßen, wenn einem danach ist.

Dieses Aufwachen habe ich vermisst. Ich schätze auch, dass es nicht so lange halten wird; mittlerweile lebe ich eigentlich hauptsächlich im Sumpf, und das gar nicht mal so schlecht. Es ist halt nicht sehr viel los da unten, aber das gilt in alle Richtungen. Nichts Tolles, nichts Schreckliches; man vegetiert dahin und denkt ab und an darüber nach, dass alles Leben an einem vorbeizieht.

Heute aber bin ich wach und da. Ich habe gestern Abend eine To-Do-Liste erstellt, die so gigantisch ist, dass ich sie unmöglich dieses Wochenende abarbeiten kann. Das macht aber nichts. Hauptsache, ich tue überhaupt etwas.

Draußen liegt Schnee und der Himmel ist weiß-gräulich.

R ist auf der anderen Seite der Stadt, weil die Solid sich versammelt. Daher bin ich allein, was mich zum Handeln befähigt.

Ich hatte einen Impuls vorhin und habe nach Depressions-Selbsthilfegruppen in der Stadt gegooglet. Die Idee hat sich in meinem Kopf wirklich ziemlich gut angehört; eine der besseren in letzter Zeit. Natürlich habe ich nichts gefunden außer einer komischen EA-Gruppe, die mich nicht ganz überzeugt hat. Es klang einfach schon so dogmatisch und – ganz ehrlich, wenn ich „Hallo, ich bin Aspi und meinen Emotionen gegenüber machtlos“ nur denke, geschweige denn mir vorstelle, es laut auszusprechen, kriege ich das kalte Kotzen. Als Verfechterin des „Fake it ‚til you make it“-Prinzips habe ich etwas, nein, habe ich ganz viel dagegen, sich so plump in eine solche Opferrolle hineinzureden. Trotzdem fühle ich mich ganz gut, weil ich immerhin so eine gute Idee hatte und sie sogar in Ansätzen verfolgt habe.

Außerdem habe ich ein Gläschen meiner süßen Semmelknödel zum Frühstück gegessen. Warum das so eine Errungenschaft ist, kann man eigentlich nur verstehen, wenn man in meinem Kopf und zeitgleich in meinem Haushalt lebt. Suffice it to say, dass diese Knödelgläser schon länger existieren, als ich hier wohne, und ich froh über jedes Mal bin, dass es wieder eins weniger wird.

Mein Plan für den weiteren Tag ist es, zuerst mal mich selbst von Dreck und Gestank zu befreien. Ein Vorteil von tropischem Klima ist für mich in ganz wesentlichem Maße der, dass man sich nicht erst überwinden muss, bis man unter die Dusche geht. Klar, man schwitzt auch unentwegt und es sammelt sich Staub und klebriges Zeug auf der Haut, aber dafür kann man einfach jeden Tag duschen, auch wenn man eine Frostbeule ist. In meiner Wohnung ist es nicht tropisch. Meine Haare sind fettig und ich stinke bestialisch. Ich habe von Montag bis Donnerstag durchgezockt (nachdem ich am Sonntag R in einer epischen Reunion-Partie AOE fertiggemacht habe und daraufhin wieder der Sucht verfallen bin) und es die ganze Woche genau einen Tag aus meinem Schlafzeug heraus geschafft – das war Donnerstag, als ich zur Therapeutin musste. Aber auch davor reichte die Willenskraft nur zur Katzenwäsche. Was für ein Leben, möööh.

Egal, heute wird mal wieder ein Rundumschlag erfolgen. Ich werde geputzt, die Wohnung wird geputzt, Pfand weggebracht und alles Mögliche aufgeräumt. Das muss sein, bevor die nächste Lethargie-Etappe kommt.

Hier ist mal wieder mein All-Time Favorite Comic zum Thema. Jeder Mensch sollte diesen Comic in regelmäßigen Abständen sehen. Er ist so schön und wahr.

Year of the Finger

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Ach, ich Riesendepp. Ein Glück habe ich nochmal in meinen Kalender geguckt, bevor ich rausgehen wollte. So habe ich gerade noch rechtzeitig bemerkt, dass ich nicht heute um drei bei Marthe sein muss, sondern nur morgen. Dodged a bullet there.

Das heißt also, dass ich umsonst zwei Schlucke Ouzo getrunken habe (Konversationsunterricht macht man – wobei ich ausdrücklich über mich selbst spreche und das kein allgemeiner Ratschlag sein soll – am besten ganz minimal alkoholisiert, zumindest mit denjenigen Schülern, mit denen es einem schwerfällt, auf andere Art einen Gesprächs-Flow zu entwickeln) und auch meine Bemühungen, mich öffentlichkeitsfähig zu gestalten (Lippenstift, dezentes Augenmakeup) nun eben meinem Computerbildschirm zugutekommen.

Das heißt dann wohl auch, dass ich weiter fleißig sein muss. Ich habe mir vorhin wieder mal ein Kapitel der Lerntherapieunterlagen vorgeknöpft, das ich dann jetzt zu Ende lesen kann. Neunzehn Unbabel-Tasks warten auch noch auf mich (beziehungsweise ich auf sie; vorhin war sehr zum Leidwesen des disziplinierten Teils meiner Persönlichkeit nur ein einziger Auftrag verfügbar), und eventuell ruft mich Malte später noch an, der gerade wohl ein paar Schicksalsschläge mittelschweren Ausmaßes erlitten hat und ganz mitgenommen mir heute Früh mitteilte, er hätte jetzt erstmal genug von Menschen.

Insgesamt werde ich heute also unfassbar produktiv gewesen sein. Die erste Hälfte des Tages konnte sich nämlich auch schon sehen lassen, da ich um neun bei der Therapeutin war, um halb elf (diesmal wirklich) aus der Kirche ausgetreten und um kurz vor schon wieder daheim – und zwischendrin noch schnell einen weiteren Eimer Altglas weggefahren habe.

Ich bin nämlich heute von der Therapeutin darauf gebracht worden, wie ich vielleicht der Lähmung entkommen kann. Daraufhin kam ich unsagbar motiviert da raus und habe mir auf dem Nachhauseweg Gedanken darüber gemacht, ob und wie das umzusetzen ist. Die Idee ist folgende:

Gelähmt werde ich durch eine Art Zwang, der mir vorschreibt, wie die Dinge zu tun sind und in welcher Reihenfolge. Tue ich eins der Dinge nicht und der Zwang (verbildlicht durch einen erhobenen Zeigefinger, der unter Anderem auch für das schlechte Gewissen, den Perfektionsanspruch, die Selbstkritik etc. zuständig ist) stuft es als besonders wichtig ein, blockiert dies alle dahinter wartenden anderen Dinge, die auch erledigt werden wollen. Ich komme nicht an der Blockade vorbei, renne gegen Wände, tue schließlich gar nichts und fühle mich als Verliererin gegen den Zeigefinger, welcher das wiederum fröhlich aufgreift. Ich soll nun daran arbeiten, den Zeigefinger nicht unbedingt bekämpfen zu wollen. Wenn ich nicht gegen ihn arbeite, nur weil seine Methoden mir nicht gefallen, sondern ihn als Teil meiner selbst ernst nehme und auch mal kompromissbereit auf ihn zugehe, fühlt er sich vielleicht akzeptiert und hört seinerseits auf, mich so zu drangsalieren. Ich soll also begreifen, dass wir uns auch gut tun könnten gegenseitig, der Finger und ich. Wie sagte die Therapeutin so zutreffend: „Es ist überhaupt nicht schlimm. An Zwanghaftigkeit ist noch keiner gestorben.“

Und da das eine Einstellungssache ist, an der man tatsächlich ganz einfach selbst arbeiten kann, halte ich es für umsetzbar und habe das nächste Jahr probehalber zum Jahr des Zeigefingers erklärt. Wenn er mich so nervt, wird er schon seine Gründe haben. Solange er nicht wieder anfängt, mir das Laufen auf der Rolltreppe verbieten zu wollen, oder ähnlichen Humbug anstellt, kann es vielleicht gar nicht schaden, dieser Seite von mir einfach mal Beachtung zu schenken.