Heute ging der Kaffeekonsum mit leichter, aber erträglicher Panik einher.
Zwischendurch war ich auf Zitronensäure-Mission in der Stadt unterwegs. Es war warm, die Busse und Bahnen waren leer und man musste keine Angst vor Kontrolleuren haben. So lob ich mir das Reisen.
Nach der Bäckerei-Abholung am Abend habe ich Wolfgang benachrichtigt, dass Brötchen bereitstehen. Bevor er kam, sah ich jedoch erstmal eine Nachricht von R, ob er morgen oder übermorgen vorbeikommen dürfe. Klar, sagte ich, was es denn geben würde. Er schrieb, er wolle mir die paar Sachen zurückgeben, die er versehentlich von mir mitgenommen hat. Ob mir morgen oder Samstag lieber sei. Morgen, sagte ich, bringen wir’s hinter uns.
Ich weiß, was es gibt, und morgen Abend wird es jeder Teil von mir wissen, auch derjenige, der es bislang trotz untrüglicher Intuition nicht zulassen kann.
Wolfgang war sehr verständnisvoll ob meines latent zerstörten Zustandes, der sich nach ganzen fünf Minuten leider nicht länger verbergen ließ. Er ist anderthalb Stunden geblieben, hat zugehört und abgelenkt und sogar vier Brötchen mitgenommen. Seine Agenda ist eher auf Vorratsvernichtung ausgerichtet – wie ihm dann auffiel, brauchte er eigentlich gar keine Brötchen.
Er war gestern bei R, der ihm gegenüber augenscheinlich keinen Ton darüber hat verlauten lassen, dass er vorhaben könnte, mich zeitnah abzusägen. Vielleicht hat er diese Entscheidung ja heute spontan gefällt. Aber er hat generell nicht über das Thema gesprochen. Warum wundert mich das nicht.
Pünktlich um 18.30 werde ich mir morgen jedenfalls etwas von dem schon obsolet geglaubten Trimipramin hinter die Binde kippen, um das Drama nicht unnötig dramatischer zu machen. Und dann genau das tun, was ich angekündigt habe: es hinter mich bringen. Und R, wenn er dann zum voraussichtlich letzten Mal seinen Weg aus der Wohnung antritt, eine Tüte Brötchen mitgeben, denn für mich allein ist so ein gelber Sack voll einfach nicht zu schaffen.