Schlagwort-Archive: WG

Meet the decline

Standard

Der Federball rächt sich mit einem unverhältnismäßigen Muskelkater. Vor vierundzwanzig Jahren in Nicoles Schrebergarten hat die gleiche körperliche Betätigung jedenfalls noch nicht solche Konsequenzen nach sich gezogen. Aber dass ich nicht mehr acht Jahre alt bin, merke ich ja auch davon abgesehen durchaus noch an diversen weiteren Stellen.

Die Zugfahrt hat sich ewig gezogen und ich habe sie größtenteils mit Schlafen oder Dösen verbracht. Somit dürfte neben meiner muskulären Integrität jetzt auch die meines Schlafrhythmus ordentlich gelitten haben. Ich bin gleichzeitig wach und komplett vermatscht, hauptsächlich aber froh, bei dem ganzen Bahn-Chaos doch letzten Endes ziemlich glimpflich davon- und komplikationslos nach Hause gekommen zu sein.

Yannick hat aufgeräumt, während ich weg war. Sehr irritierend. Außerdem hat er sich im Garten vergnügt und gekaufte Tomaten- und Paprikapflanzen in das Beet gesetzt, das ich für die Auberginen vorbereitet hatte. Ich könnte mich aufregen, aber ich lasse es bleiben. Auch dass ich von Basti nichts höre, entscheide ich mit Gleichgültigkeit zu betrachten. Vielleicht erwacht unsere Beziehung wieder zum Leben, wenn wir hier ausziehen. Sonst hat sie keine Zukunft. Aber man müsste beiderseits investieren, ich nehme mich da nicht aus.

Ich sollte mal versuchen zu schlafen.

Lagerfeuertherapie

Standard

Hilfe. Ich bin immer noch verkatert, und dabei ist das Gelager schon einen knappen Tag her. Es ging ursprünglich um Daniel und seine Probleme und hat sich dann mit fortschreitender Stunde zu einer kathartischen Gruppensitzung ausgeweitet, in deren Verlauf vier Flaschen Wein irgendwie in drei Personen verschwanden, von denen zwei heute Früh mit Todeskater aufwachten – ich war deren eine. Yannick hat es auch übel erwischt, und Daniel hat einfach gar nichts. Das Alter, es muss das Alter sein. Zumindest steht bei Daniel noch keine 3 am Anfang.

Die Tortur war es wert. Wie gesagt, da kam eine Menge bei rum.

Eben waren Daniel und ich nochmal auf Beutezug (mit Hilfe einer Vomex-Tablette habe ich die Fahrt, wider meine Bedenken, ohne üble Zwischenfälle überstanden). Endlich gibt es wieder Brot. Das war so überfällig, du glaubst es gar nicht.

Basti hat mich heute glücklich gemacht, indem er sich nicht darüber aufgeregt hat, dass ich ohne ihn mit Wein und Feuer so eine gute Zeit hatte. Wir haben kurz telefoniert, als ich gerade erst wach war, und ich war so froh, dass er nicht beleidigt war, obwohl ich gestern Abend seinen Anruf verpasst und auf seine Nachrichten gar nicht geantwortet hatte (das Handy lag oben im Zimmer). „Auch ich kann an mir arbeiten“, hat er gesagt und mich wegen meines Katers bemitleidet. Welch eine schöne Entwicklung.

Jetzt bin ich schon wieder so müde, dass ich jeden Moment aus den Latschen kippe. Dass ich nichts Gescheites gegessen habe, hilft wahrlich auch nicht. Morgen wieder, sonst sehe ich schwarz für meine Überlebenschancen.

Aufladen

Standard

Sie ist um, meine lange Arbeitswoche. Ich habe einen ganzen Haufen Überstunden gesammelt und bin froh, dass es diesen Monat nicht noch mehr werden.

Die Chefin kam vom Bahnhof direkt in den Laden und ging gleich nochmal los, um uns ein Stück Kuchen zu holen. Und dann durfte ich nach Hause und konnte mich zu Yannick, Saki, Patrick und Daniel gesellen, die auf der Terrasse ein idyllisches Sommerleben führten. (Sie haben mich sogar gefragt, ob ich mit in die Kneipe komme, aber ich habe dankend abgelehnt. Der angestammte Treffpunkt dieser ganzen Bande ist ein übles Raucherlokal, ich hätte es nicht ertragen und war außerdem viel mehr dazu aufgelegt, mich zu Hause von den Strapazen des ganzen Nett-zu-Kunden-seins zu erholen. Jetzt habe ich das Beste aus beiden Welten. Ich kann alleine zu Hause meine Seele baumeln lassen und mich gleichzeitig über die Einladung freuen.)

Gestern haben wir gegrillt. Yannick und Saki hatten Pilze und Feta gekauft, ich wurde mit der Füllung beauftragt und Basti machte Hähnchenspieße mit Tikka-Marinade. Neben den Hähnchenstücken hatte Yannicks und mein letzter Beutezug auch eine absurde Menge Schweinesteaks eingebracht, von denen ebenfalls welche zum Einsatz kamen. Trotz alldem (plus Brot und Dip) war es am Ende genau richtig viel Essen; ich glaube, es blieb ein Hähnchenspieß übrig und der war auch nicht mehr da, als ich heute von der Arbeit kam. Es war wunderschön. Jeder Tag, der so harmonisch verläuft, ist Balsam für meine Seele. Ab jetzt ein paar Jahre ununterbrochen Harmonie, das wäre vielleicht genug, um die Angst, die in mir wohnt, zu beschwichtigen.

Fancy Sauce

Standard

Heute ist alles besser. Ich war bei der Therapeutin und es war hervorragend. Ich kann von Glück sagen, dass ich nach dem suboptimalen ersten Eindruck trotzdem bei ihr geblieben bin. Basti ist hier und er kam nicht gut gelaunt an, aber er hat Bier mitgebracht und wir haben es gemeinsam getrunken (er hatte fünf Flaschen Vorsprung, was in etwa darauf hinausläuft, dass wir vom Pegel her jetzt gleichauf sind). Saki ist da und Yannick hat Homeoffice gemacht, was übersetzt bedeutet, dass ich die Hälfte des Tages mit ihnen draußen in der Wärme saß. Außerdem habe ich mich zum Nähen motiviert (oder besser: das Wetter hat mich motiviert); ich habe zwei Saviors lang an meiner experimentellen Hemd-Bluse gearbeitet, Ärmel montiert und Rüschen angebracht und großartige Fortschritte gemacht. Es könnte wirklich gut werden.

So war das heute. Panik hatte ich trotzdem, aber das ist auch kein Wunder, nachdem ich mir morgens aus lauter guter Laune einen Kaffee erlaubt hatte.

Basti hat uns Palak Paneer bestellt, was ich in meiner Trunkenheit für eine super Idee hielt, obwohl es vermutlich besser gewesen wäre, gerade in Anbetracht des bevorstehenden erneuten Umzugs, nochmal gründlich nachzudenken, wie man den Ballast im Keller abbaut. Ich kann dir nicht sagen, warum mein Bedürfnis nach Sicherheit erst dadurch gedeckt wird, dass zwanzig Flaschen plus ein Zehn-Liter-Kanister Ketjap Manis im Keller stehen, anstatt der wohl vertretbareren Menge von einer bis zwei Flaschen. Ich wünschte, das wäre übertrieben. Ist es nicht, ist es nicht, ich besitze zwanzig Flaschen plus einen Zehn-Liter-Kanister Ketjap Manis und nochmal in etwa so viel Barbecue-Sauce und nochmal in etwa so viele Kilo Salz, erkläre mir bitte jemand, warum ich mich nicht davon trennen kann.

Immerhin, die Tage habe ich eines der Tetrapaks mit Fertigmilchreis, die seit mindestens fünf Jahren unangetastet standen, für ein paar Frühstücke aufgebraucht (mit Bastis Bananen und einem Schuss Vanillesauce gar nicht so übel). Bin dann direkt zum Grießpudding aus der gleichen Serie übergegangen, was nur dadurch unterbrochen wurde, dass Harry gestern mit Käselaugenstangen bewaffnet im Laden vorbeikam und mir diese überlassen hat, weil ich ja nunmal da war und die Chefin, für die das Backwerk (plus eine Packung Tomaten und ein Netz Mandarinen) eigentlich bestimmt war, eben nicht. (Später gab mir die Chefin dann auch noch die Tomaten und Mandarinen mit, da sie sich selbst am Vortag erst beides gekauft hatte. So kommt man durchs Leben.)

Bleibt mir nur noch zu erwähnen, dass im Laden heute seit Ewigkeiten wieder mal ein Paar Ohrhänger von mir verkauft wurde und mich das wahnsinnig freut. Die Chefin ist so lieb und schickt mir, seitdem ich sie einmal gefragt hatte, jedes Mal ein Foto des verkauften Exemplars, so weiß ich immer, welche es waren. Das füllt mich mit Zufriedenheit. Ein Paar Ohrhänger weniger, ein Mal 14,50 € mehr; was gibt es Schöneres.

Erleichterung

Standard

Ein unvergleichliches Gefühl. Menschen ohne Selbstwert kennen es besonders gut, möchte ich zu behaupten wagen. Es ist alles gut. Die Harmonie ist wiederhergestellt. Ich bin nicht in Ungnade gefallen. Würdelos, aber so wohltuend. Mit R habe ich das Gefühl mehrfach erlebt, und nun erlebe ich es in diesem volatilen Umfeld, das meine WG darstellt.

Zu Menschen ohne Selbstwert gesellen sich manchmal Menschen ohne Empathie. Yannick hat keine Empathie und kein Bedürfnis, geschweige denn die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren. Gestern Abend brach zwischen Basti und Yannick ein Konflikt aus, unter dem ich massiv mitgelitten habe. Eben ist es mir offenbar gelungen, auf zwar ungeschickte, aber erfolgreiche Weise zwischen ihnen zu vermitteln. Den Tag über standen die Zeichen auf Auszug, nun sitzen sie oben und rauchen ihre Friedenspfeife. Ob das von Dauer ist, ist mir egal. Ich kann jetzt weiter existieren und werde nicht mehr von Panik zerfressen.

Ausziehen sollten wir trotzdem. Meine Nerven sind nicht gemacht für so etwas.

Die Therapeutin ist ein Glücksgriff. Ab heute glaube ich nicht mehr, dass ich autistische Züge aufweise. Autisten haben keine Spiegelneuronen, sagte sie. Ich sei vielleicht unsicher, noch ungefunden, ungefestigt, nicht aber autistisch. Das ist umwerfend. Ich muss mich der Diagnose meiner Mutter aus Kindheitstagen nicht mehr beugen. Ab heute bin ich mein eigenes neurotisches Bündel.

Sie leckt ihren Daumen.

Standard

Ich bleibe bei der Therapeutin. Sie redet viel, aber sie stellt auch die richtigen Fragen.

In der Arbeit war es anstrengend, auch wenn wenig Kunden da waren. Über zu wenig zu tun kann ich mich zur Zeit wirklich nicht beklagen. Die Chefin hat chronische Schmerzen überall im Köper und weiß nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Ich versuche irgendwie die Stellung zu halten und mir anzuhören, wie schlecht es ihr geht. Dabei denke ich manchmal, dass ich doch dumm bin, über meine chronischen Beschwerden nicht zu sprechen, aber es ist, wie es ist.

Dafür kam ich nach Hause und hatte einen wunderbaren Abend. Von der Arbeit aus hatte ich mit Basti telefoniert und irgendwie versucht, ihm in seiner depressiven Episode Unterstützung zu bieten, und es scheint irgendwie geholfen zu haben und als ich heim kam, hatte er gute Laune und schlug vor, dass wir alle zusammen den Sekt von Sarah und Onno aufmachen. Gesagt, getan. Basti hat Pizza bestellt. Yannick hat (wahrscheinlich reumütig aufgrund seines nächtlichen Ausrasters neulich) sich alleine ums Feuer gekümmert und immer wieder Holz angeschleppt. Selbst zum Monopolyspielen hätte er sich bereiterklärt, aber dafür war ich dann recht schnell zu alkoholisiert. Stattdessen habe ich die Gitarre rausgekramt und völlig ungehemmt, da betrunken, vor mich hingeträllert. War schön. Mein rechter Daumen wurde davon allerdings in Mitleidenschaft gezogen, denn den hat gestern ein ungeschickt platziertes Messer in der Schublade aufgeschlitzt. Basti und Yannick gingen zwischendrin auf den Dachboden, um noch ein Stück von ihrem Dübel zu rauchen, und schauten nachher, während ich mit dem Finger im Mund mich um Schmerzlinderung bemühte, verstört durch die Tür. „Was macht sie da?“, hörte ich es raunen. Aber das ließ sich ja schnell erklären.

Morgen habe ich frei. Wie großartig. Samstag arbeite ich ein paar Stunden. Aber vermutlich habe ich das schon längst bekanntgegeben. Vokabeln lasse ich sein. Leben muss zwischendrin auch mal Vorrang haben.

Der zweite Controller

Standard

Basti muss auf den Dachboden, weil Saki noch seinen Controller hat. Jana sitzt unten und Sarah ist auch da, und wir hatten Pizza und es war nett, aber jetzt brauche ich so dringend endlich Ruhe, dass ich mich entgegen all meiner FOMO einfach mit Basti zum Minecraft-Zocken ins Zimmer verkrochen habe.

Ich habe Wochenende bis Mittwoch. Hallelujah, it’s Recovery Time.

Status: Werdende Mitbewohnerin

Standard

Ich kann dir gar nicht sagen, wie erleichtert ich gerade bin.

Wider alle Befürchtungen ist Basti tatsächlich vor ein paar Stunden mit einer Kiste Kram hier aufgetaucht, leibhaftig. Seit bald zwei Jahren hatten wir uns nicht mehr gesehen, und seitdem er vorhin wieder losgefahren ist, um heute Abend noch bei seinem Bruder anzukommen, denke ich mir, dass wir dumm waren, das zuzulassen. Aber da es müßig ist, sich über verschüttete Milch Gedanken zu machen, bin ich lieber glücklich, weil es in Zukunft wieder anders wird. Es sieht so aus, als würde nächste Woche mein bester Kumpel bei mir einziehen.

Das wird meinem Lebensstandard gewaltigen Aufwind verleihen, und seinem ebenso, denn wir ergänzen uns äußerst sinnvoll.

Sicher wird es nicht ganz komplikationsfrei sein, auf einmal wieder einen Mitbewohner zu haben. Aber ich bin mir doch relativ sicher, dass wir uns irgendwie arrangieren werden. Zumal er ja außer Haus arbeitet und mir demnach noch genug Zeit bleiben wird, in der ich die Wohnung für mich habe.

Was ich heute Vormittag überlegt habe: am wichtigsten ist (oder sollte mir sein), dass die Lektionen des vergangenen halben Jahres mit Bastis Herzug nicht verpuffen, als hätte es sie nie gegeben. Das Ganzalleineleben, insbesondere, da es verknüpft war mit dem Alleingelassenwerden durch R, hat sich zunächst weniger als Privileg denn als Herausforderung erwiesen, letztendlich aber (vermutlich gerade deshalb) dazu geführt, dass ich mich in meiner Eigenständigkeit, in meiner (Über-) Lebensfähigkeit ein beachtliches Stück weiter entfaltet habe. Diesen Blick auf mich selbst möchte ich behalten, auch wenn mit Basti nun jemand (wieder) in mein Alltagsleben tritt, der mir, selbst ohne sich darum bewusst zu bemühen, mehr Unterstützung sein wird, als R es auch nur in Ansätzen je war.

Wie dem auch sei – ich wage es endlich, mich zu freuen.

q

Standard

Das „q“ sollte nicht in die Titelzeile hinein, aber wo es schonmal da ist, lasse ich es einfach mal in Ruhe dort stehen. Tut ja keinem weh.

Eigentlich habe ich den Computer nur in Betrieb genommen, um nach Ohrhängern mit Federn zu googlen, um Inspiration zu finden und anschließend umzusetzen. Ich habe zwei Kartons voller phantastischer Federn und mache immer mal wieder Ohrhänger damit, aber eben immer nach dem gleichen Schema, so wie ich überhaupt dazu tendiere, meine Ohrhänger immer nach dem gleichen Schema anzufertigen. Eyepin, Perlen, vielleicht noch ein hängendes Ding unten dran. Optional halt die Quetschkalotte mit Federn.

Es ist so sonnig draußen, dass ich gerne noch weniger Stoff am Leibe tragen würde als das Kleid, das ich anhabe, aber Patrick ist im rosa Zimmer und ich möchte nicht reingehen, um mir Sachen zu holen. Patrick hat sich gestern Abend mit dem weltekligsten Mirabellenschnaps abgeschossen und unheimlich genervt, während R und ich mit Kat und Daniel Carcassonne spielten. Ich bin es nicht gewohnt, dass andere Leute betrunken sind, während ich es nicht bin, aber ich hatte am wenigsten von dem Schnaps getrunken, weil er so unfassbar widerlich ist, und ich darf das sagen, ich habe ihn schließlich selbst containert. Ich muss zugeben, dass ich gut verstehen kann, warum dieser Schnaps in einer Mülltonne aufzufinden war.

Ich habe zwei von Bastis Pilzpralinen gegessen und hoffe, dass sie irgendwann eine Wirkung zeigen. Gestern habe ich es mit einer einzelnen versucht und wurde bitterlich enttäuscht – es hat sich nichts gezeigt, so gar nichts. Nun habe ich noch eine Praline übrig und weiß gar nicht so recht, was ich damit denn noch anfangen soll, wenn die darin enthaltene Dosis offenbar viel zu gering ist, um überhaupt einen Effekt zu haben. Ich habe außerdem einen Rest des fürchterlichen Mirabellenschnapses getrunken, der in einem Glas auf dem Tisch stand, ein trauriger Überrest von gestern Abend, denn wenn ich etwas noch schlimmer finde als diesen Mirabellenschnaps, ist es die Verschwendung von Schnaps, also habe ich die drei geschmacksverwirrten Fruchtfliegen rausgefischt und den Schnaps getrunken.

Jetzt aber schnell nach Federohrhängern suchen und zurück nach draußen. Der Sommer ist eh schon viel zu kurz.

Schon halb neun und nichts getan.

Standard

Es ist schwer, zu entscheiden, was ich tun soll – bloggen, aufs Klo gehen, Caro anschreiben, ob sie Zeit hat zu reden, Abendessen machen. Irgendwann sollte alles noch untergebracht werden heute, in diesem meinem ersten arbeitsfreien Tag seit Wochen.

Ich kann gar nicht glauben, wie vollkommen meine Untätigkeit heute war. Hier hänge ich also auf R’s Bett, im Schlafzeug, aus dem ich den ganzen Tag nicht rauskam, nachdem ich dessen erste Hälfte eh verschlafen hatte. Um zwölf schlafen hat dann doch nicht so hingehauen. Ich war so froh, es endlich wieder fertiggebracht zu haben, mich an den Computer zu schwingen und dann noch mein Blögchen aufzurufen, dass ich bestimmt drei Stunden lang mich nicht dazu durchringen konnte, die Seite wieder zu verlassen. Ich habe wieder mal mein halbes Leben durchgelesen gestern Nacht.

Oh, wie mir das gefehlt hat. Ich kann gar nicht glauben, dass es nur ein Monat war, den ich bloglos verbringen musste. Andererseits, was soll man machen, wenn man nicht riskieren will, dass Trudi, die dieses schöne Plätzchen des Internets irgendwann mal erstalkt hat, sich an meinem Umziehchaos erfreut und trotz konsequenter Abwesenheit alles mitbekommt, das im trauten Heim so vor sich geht. Nun, da sie eh im Bilde ist, kann mir das natürlich auch wieder egal sein. Zum Glück auch. Nach dem Treffen mit dem Verwalter gestern meinte sie dann, nochmal mit einem unvergleichlichen Aufgebot an Dreistigkeit beweisen zu müssen, dass sie auch wirklich genau der erbärmliche Mensch ist, als den ich sie letztendlich kennenlernen durfte, wenn nicht nochmal ein Stück erbärmlicher, aber wen wundert’s. Dieses Fass hat ganz offensichtlich bei der Frau keinen Boden. Wie sagte R so zutreffend zu ihrem Auftritt gestern: „In einem Punkt hat sie Recht. Du kannst ein ziemlicher Dickkopf sein.“ Und über meine halbherzigen Proteste hinweg: „Aber andererseits muss man sich schon verdammt viel rausnehmen, um dich gegen sich aufzubringen.“

Nunja. Ihr scheint es noch nicht genug zu sein, mich aus meiner Wohnung herausgeekelt zu haben; da müssen schon noch ein paar mehr verzweifelte Schikaneversuche herhalten – wenn das nicht mal von Charakter zeugt. Oh well.

Dieser eine faule Tag war mir jetzt aber auch wieder genug. R verkündete mir heute aus Heidelberg die frohe Botschaft, einen Lagerraum für unsere (größtenteils meine) Besitztümer klargemacht zu haben; dafür misten er und Arne zeitnah noch einen Keller aus. Schande, dass ich nicht dabei sein kann – als gäbe es etwas Schöneres, als im Gegenzug für ein bisschen Lagerfläche anderer Leute Gerümpel organisieren zu dürfen. (Das Schlimme an dieser Aussage ist wohl, wenn ich das von außen mal so betrachte, das absolute Fehlen jeglicher Ironie.) Ich werde derweil dafür sorgen, dass in der Wohnung schonmal alles zum Streichen fertig ist und der Kleiderschrank abgebaut und in Bastis Wohnung verschleppt werden kann. Außerdem wird das Band-Equipment, das noch bei mir im Keller steht, auf irgendeine Art und Weise da herausgeschafft werden müssen, und auch wenn ich jetzt in Heidelberg schonmal einen Platz für mein Zeug haben sollte, bin ich mir nicht ganz schlüssig, ob die riesigen Boxen und das monströse Mischpult wirklich darunter sein sollten. Uff. Entscheidungen.